Einführung Ruth
Das kurze Buch Ruth spielt zur Zeit der Richter in Israel (1,1). Wie wir aus dem Richterbuch wissen, war dies eine äußerst dunkle Zeitepoche, die von Sünde, Gewalt und Anarchie gekennzeichnet war. Während einer Hungersnot in Juda flüchtete nun eine israelitische Familie in das verfeindete Nachbarland Moab. Nach einiger Zeit stirbt der Mann und auch die zwei Söhne, die inzwischen moabitische Frauen geheiratet hatten. Übrig bleibt einzig und allein die nun kinderlose Witwe Noomi. Sie beschließt wieder zurück nach Israel zu gehen. Sie informiert ihre beiden Schwiegertöchter über ihren Entschluss und ermutigt sie, in Moab zu bleiben. Doch eine der beiden Frauen, Ruth, zeigt überaus große Loyalität Noomi gegenüber und begleitet sie nach Israel (1,16).
In den weiteren Kapiteln geht es nun darum, wie Ruth und Noomi in Israel ihre Existenz zu sichern versuchen. Dabei treffen sie auf Boas, einen Mann mit vorbildlichem Charakter, der es Ruth ermöglicht auf seinem Feld Ähren zu sammeln. Es stellt sich heraus, dass Boas der sogenannte Löser ist. Hinter diesem Begriff steht ein wichtiger israelitischer Brauch: Stirbt ein Mann kinderlos und hinterlässt Frau und Land, soll ein naher Verwandter die Frau heiraten und den Grundbesitz lösen. Das Ziel ist, die Familie und ihren Namen im heiligen Land zu erhalten. Das Buch Ruth entfaltet, dass Boas die Rolle des Lösers tatsächlich annimmt, dass er Ruth heiratet und sie ein Kind miteinander bekommen, so dass die Familie von Noomi doch noch Zukunft hat. Und nicht nur das: aus dieser Familienlinie stammt – wie wir in Kap. 4 schließlich lesen – sogar König David.
Schlüsselvers: „Da sprachen die Frauen zu Noomi: Gelobt sei der Herr, der dir zu dieser Zeit einen Löser nicht versagt hat! Dessen Name werde gerühmt in Israel!“ (Ruth 4,14)