Im Jahr 2019/2020 haben wir bereits eine Bibelleseaktion unter dem Motto "5x5x5" durchgeführt: in einem Jahr ging es dabei durch das komplette Neue Testament. Nun ist es Zeit für eine Fortsetzung! Im Jahr 2022 wollen wir erneut unter dem Motto "5x5x5" uns der Bibel zuwenden, um dieses Mal wichtige Teile des Alten Testaments zu lesen.
Worum geht es?
Bibellesen ist genauso wichtig wie essen. Schließlich sagt Jesus: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“ (Mt 4,4). Doch leider ist es nicht so einfach. Oder doch? Vielleicht, wenn man es gemeinschaftlich versucht?!
Wir als EFG Borken wollen in einem Jahr gemeinsam wichtige Teile des Alten Testaments lesen! Dazu nehmen wir uns vom 1. Januar 2022 bis zum 31. Dezember 2022 an 5 Tagen der Woche jeweils 5 Minuten Zeit für ein Kapitel. Zur Vertiefung gibt es 5 Wege, sich mit dem gelesenen Text auseinanderzusetzen.
Warum sollte ich mitmachen?
Es gibt viele gute Gründe, regelmäßig die Bibel zu lesen und sich dieser Aktion anzuschließen:
Die Bibel ist Gottes Wort, das heißt seine einzigartige Mitteilung an uns. Gott offenbart (zeigt) sich dadurch den Menschen und er redet dadurch auch ganz persönlich zu dir. Wenn du Gott erkennen und eine intensive Beziehung zu ihm haben willst, musst du ihn zu dir reden lassen und auf sein Wort hören.
Am Anfang des Johannesevangeliums heißt es über Jesus, dass er das fleischgewordene Wort Gottes ist. Jesus und die Bibel sind untrennbar eins. Du kannst Jesus nur annehmen und lieben, wenn du die Bibel annimmst und liebst. Mehr Bibel im Leben, bedeutet mehr Jesus im Leben.
Der Heilige Geist ist nicht wie ein Gespenst, das irgendwo geheimnisvoll umherhuscht. Nein, der Heilige Geist hat uns etwas ganz Handfestes gegeben: Er hat die Bibel „inspiriert“, das heißt die Schreiber der Bibel 100% geleitet, so dass sie Gottes Worte an uns – unter Verwendung ihres persönlichen Stils und ihrer Eigenheiten – zuverlässig aufschreiben konnten. Wollen wir vom Heiligen Geist geleitet und erfüllt sein, müssen wir uns von der Bibel leiten und erfüllen lassen.
„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“ (Mt 4,4). Die Bibel ist die Nahrung für unsere Seele. Ohne sie verhungern wir geistlich oder erleiden schwere Mangelerscheinungen.
„Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege“ (Ps 119,105). Ohne Bibel tappen wir im Dunkeln und gehen in die Irre, was den Sinn und das Ziel unseres Lebens betrifft. Mit der Bibel haben wir den Durchblick für unser Leben.
An vielen Stellen sagt die Bibel, dass Gottes Wort ungeheure Kraft hat (z.B. Jer 23,29). So rief Gott allein durch sein Wort das ganze Universum ins Dasein. Wir selbst können uns nicht zum Guten verändern, aber Gottes Wort kann das bewirken.
Warum sollte ich speziell das Alte Testament lesen?
Für die meisten Menschen ist das Alte Testament schwerer zugänglich als das Neue Testament. Warum sollte man diesen Teil der Bibel dennoch lesen?
Wie kann ich mitmachen?
Es wird einen Bibelleseplan (Klick zur Downloadseite) geben, der uns vom 1. Januar 2022 bis zum 31. Dezember auf abwechslungsreiche Weise durch das gesamte Neue Testament führt.
Nimm dir einen solchen Plan, deine Bibel und einen Stift und schon bist du vorbereitet. Reserviere fortan 5 Minuten in deinem Alltag für die Bibellese und – am wichtigsten – leg einfach los!
Auch hier auf unserer Internetseite wird es von Zeit zu Zeit neue Informationen zur Aktion geben.
Wie kann ich die Aktion noch unterstützen?
Einführung 1Mose 1-11
Das Buch Genesis („Ursprung“) trägt auch den Namen 1Mose, da es gemäß der kirchengeschichtlichen Überlieferung und dem Zeugnis der Schrift von Mose verfasst wurde. Es ist das erste Buch der Bibel und stellt so gewissermaßen eine Einführung in die gesamte Heilige Schrift dar.
Das Ziel dieses Buches ist es, dem Leser die Schöpfung des Universums, sowie den Anfang der Menschheitsgeschichte darzustellen. Die Leser sollen Gott als Quelle und Ursprung des Lebens erkennen und begreifen, dass dieser eine persönliche Beziehung mit den Menschen wünscht, die er in seinem Ebenbilde geschaffen hat. Genesis besteht aus zwei Hauptteilen: Der erste Hauptteil, Kap. 1-11, beschreibt den Anfang der Geschichte der Menschheit. Der zweite Hauptteil, Kap. 12-50, schildert den Anfang der Geschichte Israels (sogenannte Patriarchengeschichte). Beide Hauptteile bauen aufeinander auf und sind miteinander verknüpft.
In den ersten zwei Kapiteln dieses Buches wird uns geschildert, wie Gott aus Dunkelheit und Chaos eine wunderbare Welt erschafft, in der es sich gut leben lässt. Besonderes Augenmerk wird auf die Erschaffung des Menschen gelegt, der als Gottes Vertreter – geschaffen in seinem Bilde – auf und über die Erde herrschen soll (1Mose 1,26-28). Dabei lässt Gott dem Menschen die Wahl, wie er diese Herrschaft ausübt. Für diese Wahl steht der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen (1Mose 2,17). Die Menschen müssen sich entscheiden: wollen sie Gottes Definition von Gut und Böse vertrauen oder Unabhängigkeit beanspruchen und selbst Gut und Böse definieren? Gott macht deutlich, dass die Auflehnung gegen ihn nicht weniger als den Tod in die Welt bringen würde.
In Kap. 3 tritt nun eine Schlange auf, die die Menschen mit einer anderen Botschaft konfrontiert. Sie widerspricht Gott und säht Zweifel an der Güte Gottes in das Herz der Menschen. Stattdessen stellt den Menschen für den Fall, dass sie vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen essen, etwas anderes in Aussicht: „Ihr werdet sein wie Gott“ (1Mose 3,5a). Die Folgen dieser Rebellion gegen Gott sind zahlreich: Die Menschen entfremden sich untereinander und auch von Gott. Ihr ganzes irdisches Leben wird von Mühsal geprägt sein und unweigerlich mit dem Tod enden (vgl. 1Mose 3,7ff). Doch schon hier auf dem ersten Tiefpunkt, gibt es einen Hoffnungsschimmer: Gott verheißt einen Retter, der die Quelle des Bösen besiegen wird (1Mose 3,15).
In den nachfolgenden Kapiteln wird uns nun geschildert, wie die Sünde weiter um sich greift. Da ist Kain, der seinen Bruder aus Eifersucht ermordet (Kap. 4). Wir finden weiter eine Abstammungslinie, die uns auf ernüchternde Art und Weise vor Augen führt, wie der Tod nun Normalität in Gottes Schöpfung geworden ist (Kap. 5). Schließlich ist die Bosheit auf Erden so groß geworden, dass Gott eine Sintflut schickt (Kap. 6-9). Er möchte mit seiner Schöpfung noch einmal neu anfangen. Dazu erwählt Gott mit Noah einen gottesfürchtigen Mann und seine Familie. Mit ihm schließt Gott einen Bund (1Mose) und wagt einen echten Neuanfang. Doch schlussendlich erweist sich auch Noah nicht als treu und die Sünde breitet sich erneut auf Erde aus. Diese Entwicklung gipfelt im sogenannten „Turmbau zu Babel“ – einem Sinnbild des menschlichen Hochmuts (Kap. 11).
Schlüsselvers: „26 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. 27 Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.“ (1Mose 1,26-27)
Vertiefung Lesewoche 1 (3.-7. Januar 2022): 1Mose 1-5
In den ersten beiden Kapiteln haben wir von der Erschaffung des ganzen Universums gelesen. Wir finden hier zwei sogenannte Schöpfungsberichte. Hartnäckig hält sich die irreführende Behauptung, dass wir hier zwei sich widersprechende Texte unterschiedlicher Herkunft vor uns hätten. Doch man fragt sich, warum dies zum Abfassungszeitpunkt nie niemandem aufgefallen ist und erst die moderne Forschung hier ein Problem feststellte?
Viel besser ist es, beide Texte (1,1-2,3 sowie 2,4-25) als zwei sich ergänzende Schöpfungsberichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufzufassen. Der erste Schöpfungsbericht hat dementsprechend die Schöpfung des ganzen Universums im Blick – er schildert uns Allgemeines. Der zweite Bericht konzentriert sich dagegen auf die Erschaffung der Menschheit – er stellt Details dar. Im Übrigen ist es in der hebräischen Literatur gar nicht unüblich, vom Allgemeinen zum Detail fortzuschreiten und auch Jesus hat beide Schöpfungsberichte als eine Einheit aufgefasst, wie uns Mt 19,4-6 aufzeigt.
Im Zuge der Erschaffung des Menschen ist entscheidend, dass dieser im Ebenbild Gottes geschaffen ist. Was das bedeutet, veranschaulicht folgende Tabelle:
Nur unklar in den ungläubigen Menschen |
Deutlicher in den gläubigen Menschen |
Klare Spiegelung in den gläubigen Menschen in der Ewigkeit |
|
Der Mensch als Gottes Ebenbild ist ein unsterbliches Wesen |
Verlangen nach ewigem Leben |
Gewissheit des ewigen Lebens |
Erfahrung des ewigen Lebens |
Der Mensch als Gottes Ebenbild ist ein moralisches Wesen |
Er hat eine Ahnung von Gut und Böse, will aber dennoch Böses tun |
Er hat größere Erkenntnis von Gut und Böse und kämpft gegen die Sünde |
Er wird von Sünde absolut befreit |
Der Mensch als Gottes Ebenbild ist ein religiöses Wesen |
Er erahnt, dass ein Gott existiert |
Er vertraut Gott (mit Zweifel) und versucht Gott zu dienen |
Er vertraut Gott vollkommen in Treue |
Der Mensch als Gottes Ebenbild ist ein persönliches Wesen |
Verstand, Gemütsbewegung, Wille entwickelt sich in waagerechten Beziehungen zu Mitmenschen |
Er versteht etwas von Gott Er liebt Gott wankelmütig Er will Gott gehorchen |
Er versteht alles Notwendige von Gott Er liebt Gott von ganzem Herzen – immer und ewig Er will nur den Willen Gottes tun |
Der Mensch geschaffen im Ebenbild Gottes. Welche Werte lassen sich darauf ableiten für eine Gesellschaft? Welche praktischen Folgerungen sollte man daraus ziehen für das alltägliche Miteinander?
Satan benutzt in 1Mose 3 die Schlange, um Adam und Eva zur Sünde zu verführen. Bevor du weiterliest, schau dir doch mal im Text an, in welchen Etappen und mit welchen Argumenten, Satan zur Sünde verführt.
Überlege doch mal, ob dies nicht vielfach nach wie vor die teuflische Methode ist, mit der auch wir zu Sünde verführt werden sollen…?!
Wie reagiert Eva auf diesen Versuch der Verführung?
Überlege doch mal, was du davon für deinen Umgang mit Versuchungen lernen kannst!
Inmitten der traurigen Ereignisse rund um den Sündenfall, spricht Gott in seiner Gnade eine großartige Verheißung aus: „Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“ (1Mose 3,15) Christen erkennen in diesem Vers einen deutlichen Hinweis auf Jesus Christus und sein befreiendes Wirken. Darum nennt man diesen Vers hier auch das „Proto-Evangelium“ (griech. protos = erstes), weil hier das erste Mal in der Schrift das Kommen des Erlösers anklingt.
Überlege doch mal, inwiefern durch Jesus Christus und sein Wirken die einzelnen Aussagen dieses Verses erfüllt werden!
In den letzten zwei Kapiteln, die wir diese Woche gelesen haben, finden wir die Folgen des Sündenfalls anschaulich vor Augen gemalt. Kap. 4 berichtet vom Brudermord, als Kain wegen seiner Eifersucht den eigenen Bruder erschlägt. Hier lohnt es sich darauf zu achten, wie ein Impuls im Herzen schließlich zur Tat werden kann. Ebenso ist beachtenswert, dass Gott Kain zwar straft, ihm gleichzeitig aber auch gnädig ist. Was sagt das eigentlich über das Wesen unseres Gottes aus?
In Kap. 5 lesen wir eine lange Liste von Namen. Ein jeder lebt sein Leben, doch am Ende steht der Tod. So ist die Realität in einer gefallenen Welt bis zum heutigen Tag. Welche Person sticht aus dieser langen Liste besonders heraus und was lehrt uns ihr Beispiel für unser Leben? Was wünschst du dir, dass nach deinem Tod von dir gesagt werden soll?
Vertiefung Lesewoche 2 (10.-14. Januar 2022): 1Mose 6-9 + Psalm 1
Gleich zu Beginn begegnet und in 1Mose 6 eine rätselhafte Episode. „Gottessöhne“ ergriffen Besitz von den Töchtern der Menschen, wie sie wollten. Auch wenn es zu diesem Abschnitt unterschiedliche Ansichten gibt, so scheint mir doch am wahrscheinlichsten, dass es sich bei den Gottessöhnen um gefallene Engel handelt. Hiob 1,6 + 2,1 belegen, dass mit diesem Ausdruck Engel – und auch Satan selbst – bezeichnet wurde. In 2Petr 2,4-5 lesen wir folgendes: „4 Denn Gott hat selbst die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie mit Ketten der Finsternis in die Hölle gestoßen und übergeben, damit sie für das Gericht festgehalten werden; 5 und hat die frühere Welt nicht verschont, sondern bewahrte allein Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, mit sieben andern, als er die Sintflut über die Welt der Gottlosen brachte“ Für die gefallenen Engel gibt es folglich – anders als für uns Menschen – keine Möglichkeit der Erlösung. Sie sind verloren, wie auch im Judasbrief bestätigt wird (Jud 6). Sollte im Lichte dieser Tatsache nicht unsere Dankbarkeit unserem Erlöser gegenüber weiter wachsen?
Im Grunde liefern schon 1Mose 4-5 Gründe für die Sintflut. In 1Mose 6 werden die Ursachen nun offen benannt. Welche Gründe findest du im Text von 1Mose 6 dafür, dass Gott eine Sintflut schicken will? Inwiefern zeigt sich auch hier – trotz des angekündigten Gerichtshandeln Gottes – seine Gnade? Und in welcher Weise handelt Noah in diesem Abschnitt wirklich vorbildlich (beachte 1Mose 6,22)?
Kapitel 7,1-8,14 schildern nun die eigentliche Sintflut. Dem aufmerksamen Leser entgeht in diesen Versen nicht, dass die Bibel ausdrücklich von einer globalen Flut spricht (1Mose 7,4.21). Gott reinigt seine gute Schöpfung von allem Bösen, das die Menschen über sie gebracht haben. Nach der Sintflut gibt es einen echten Neubeginn – ja es gibt tatsächlich auffällige Parallelen zur Schöpfung. So gibt es erneut den Auftrag, die Erde zu füllen (1Mose 9,1) bzw. fruchtbar zu sein (1Mose 8,17). Was sonst noch auffällt, ist die Erlaubnis Gottes, dass die Menschen fortan Fleisch verzehren dürfen (1Mose 9,3), sowie die Erlaubnis (oder ist es eher eine Anordnung?) der Todesstrafe (1Mose 9,6). Aus letzterem spricht sicherlich die Hochachtung des menschlichen Lebens aus Gottes Sicht.
Besonders beachtlich ist natürlich der Bund, den Gott nach der Flut mit Noah schließt. Dies ist ein einseitiger Bund (Gnadenbund), in dem sich allein Gott der ganzen Menschheit auf ewige Zeiten hin verpflichtet: „Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit euren Nachkommen 10 und mit allem lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren des Feldes bei euch, von allem, was aus der Arche gegangen ist, was für Tiere es sind auf Erden. 11 Und ich richte meinen Bund so mit euch auf, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbt werden soll durch die Wasser der Sintflut und hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe.“ (1Mose 9,9-11) Ja, auch wir Menschen heute können das Zeichen dieses Bundes immer wieder am Himmel betrachten. Gott verpflichtet sich an dieser Stelle der Menschheit, obwohl sich trotz der Sintflut am Herzenszustand der Menschen nichts geändert hat. Bedenken wir, dass die göttliche Diagnose über das menschliche Herz nach der Sintflut die gleiche ist wie vor der Sintflut (vgl. 1Mose 6,5 bzw. 1Mose 8,21). Das zeigt uns zweierlei: erstens die atemberaubende Größe von Gottes Güte und Gnade! Und zweitens, dass die Sintflut nicht die Lösung war. Es braucht eine andere Rettung, um das Menschengeschlecht von ihrer Sünde und Bosheit zu befreien.
Der erste Psalm ist gewissermaßen die Einführung oder das Tor zum ganzen Buch der Psalmen. Es werden uns in diesen sechs Versen zwei Wege gegenübergestellt. Da ist der Weg der Frommen (V. 1-3), der Bestand hat und fruchtbar ist. Und da ist auf der anderen Seite der Weg der Gottlosen (V. 4-5), der vergänglich ist. Psalm 1 will uns motivieren, mit der Weisheit des Psalters – ja mit der Wegweisung der ganzen Schrift – den ersten Weg zu beschreiten, damit wir unser Leben vom „Herrn bekannt“ führen (V. 6).
Einführung Jesaja 1-39
Das Buch des Propheten Jesaja gehört zu den bedeutendsten prophetischen Büchern des Alten Testaments. Dass auch für die ersten Christen dieses Buch von großer Wichtigkeit war, zeigt sich daran, dass Jesaja der mit Abstand meistzitierte Prophet im NT ist (über 60 Mal, sowie viele weitere inhaltliche Bezüge).
Der Prophet Jesaja selbst lebte im Südreich in Jerusalem und Umgebung. Seine Dienstzeit erstreckte sich über die Regierungszeit von vier Königen Judas: Usija, Jotam, Ahas und Hiskia (Jes 1,1). Jesaja wurde vermutlich ca. 739 v. Chr. zum Propheten berufen (vgl. Jes 6). Die letzten Berichte von seinem Wirken stammen aus der Zeit des Einfalls Sanheribs in Jerusalem (vgl. Jes 36-39). Jesaja wirkte also rund 40 Jahre als Prophet – eine sehr lange Zeit. Nach jüdischer Überlieferung soll Jesaja schließlich zu Beginn der Regierungszeit von König Manasse, der 696 v. Chr. seine Herrschaft antrat, den Märtyrertod gestorben sein.
Das Buch Jesaja verfolgt zwei Hauptziele: einerseits ruft Jesaja sein Volk zu echter Buße um Umkehr. Zwar waren Usija, Jotam und Hiskia gute Könige, doch das geistliche Leben der meisten Menschen des Volkes war oberflächlich geworden. Man genoss die gute wirtschaftliche und militärische Situation des Landes und übersah, dass ein geistlicher Niedergang schon längst eingesetzt hatte. Dieser Niedergang zeigte sich besonders deutlich in der Herrschaft von König Ahas, einem der schlechtesten Könige Judas, der in seinem Götzendienst sogar vor grausamen Kinderopfern nicht zurückschreckte (vgl. 2Chr 28,3).
Das zweite Ziel des Buches Jesaja besteht darin, die zukünftige Rettung zu beschreiben. Jesaja verkündigt die Rettung der Juden aus der kommenden babylonischen Gefangenschaft. Er verweist außerdem auf die noch viel größere Rettung durch den leidenden Messias, der für die Sünden der Menschen sterben wird. Und zuletzt spricht Jesaja von dem neuen Himmel und der neuen Erde.
Das lange Buch Jesaja (66 Kapitel) gliedert sich in drei Hauptteile:
Der erste Hauptteil, um den es in dieser Einführung vor allem geht, kann noch weiter unterteilt werden: In den ersten zwölf Kapiteln geht es um Jesajas Vision vom Gericht über Jerusalem. Gott klagt sein abtrünniges Volk wegen ihrer Rebellion und ihrem Götzendienst an und kündigt sein Gericht an, das wie ein reinigendes Feuer alles Schlechte beseitigt (Kap. 1-2). Besonders wichtig ist das Berufungskapitel Jes 6, indem der Prophet selbst seine Sündhaftigkeit und die absolute Heiligkeit Gottes erkennt. Er erwartet, dass er selbst durch Gottes Heiligkeit vergehen würde, doch dies geschieht erstaunlicherweise nicht. Allerdings bekommt Jesaja den sehr schweren Auftrag seinem Volk das Gericht zu verkündigen. Der geistliche Niedergang seines Volkes ist bereits soweit fortgeschritten, dass dieses Gericht unabwendbar ist. In Kap. 7+8 wendet sich Jesaja gegen den bösen König Ahas und kündigt in diesem Zusammenhang – das ist ein Hoffnungszeichen – einen neuen König an, der in Gerechtigkeit herrschen wird (Jes 9,1ff + 11). So endet dieser Abschnitt in Kap. 12 erstaunlicherweise mit einem Danklied. Die Botschaft ist: Ja Gott wird Gericht halten, das wie ein reinigendes Feuer sein wird. Aber danach wird Gott etwas Gutes daraus erwachsen lassen.
In Kapitel 13-23 weitet sich der Blick Jesajas: Der Prophet beschreibt Gottes Gericht über die Weltmacht Babylon, dessen so Herrscher ungerecht, hochmütig und arrogant waren (Jes 14,13-14), dass Gott sie in den Untergang stürzen würde (Jes 14,19). Gleiches prophezeit der Prophet auch für die anderen Nachbarvölker Israels.
Kap. 24-35 nehmen anschließend Gottes Gericht über Jerusalem, Juda, Samaria und die ganze Welt in den Blick. Aber auch hier ist das Gericht nicht das letzte Wort, sondern es gibt Hoffnung (Kap. 35).
Die Kapitel 36-39 beschreiben abschließend einige historische Ereignisse: Den Angriff Assyriens auf Juda zur Zeit Hiskias (Kap. 36-38), sowie die Ankündigung des Angriffs durch Babylon, der sich etwa 100 Jahre späte ereignen sollte (Kap. 39).
Schlüsselvers: „So kommt denn und lasst uns miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden.“ (Jes 1,18)
Vertiefung Lesewoche 3 (17.-21. Januar 2022): 1Mose 10-11, Psalm 2, Jesaja 1-2
Nach der sogenannten Völkertafel in 1Mose 10, die die Ausbreitung und Vermehrung der Menschen nach der Sintflut dokumentiert, folgt in Kapitel 11 die bekannte Geschichte vom Turmbau zu Babel. Technologischer Fortschritt ermöglicht jetzt offensichtlich die Errichtung großer Bauwerke. Aus geistlicher Perspektive ist die Motivation hinter dem Projekt das Problem: „damit wir uns einen Namen machen“ (1Mose 11,4). Streben nach Ruhm und Ehre, die allein Gott gebührt, ist immer Sünde. Gleichzeitig macht uns diese Geschichte auch deutlich, dass wir Menschen – egal wie fortschrittlich und begabt wir sind – niemals aus eigenen Anstrengungen „zum Himmel“ kommen (1Mose 11,4). Wir müssen das auch gar nicht, schließlich ist Gott in Christus selbst als Mensch auf diese Erde gekommen. Ebenfalls nachdenkenswert ist die Verbindung zwischen Sprachverwirrung in 1Mose 11 und dem Sprachenwunder in Apg 2. Dort verstehen – durch das Wirken des Hl. Geistes – auf einmal wieder die Menschen einander, egal welche Muttersprache sie sprechen (vgl. Apg 2,7-11).
Während es in Ps 1 um den Weg des Einzelnen geht, handelt Ps 2 von der Weltanschauung. Wir lesen davon, wie die Weltgeschichte einmal enden wird – dass sie nämlich dem Messias und seiner Herrschaft anvertraut wurde. Die implizite Frage ist: Hast du eigentlich die richtige Sicht auf diese Welt?
Zunächst beschreiben V. 1-3 unsere Welt so wie sie ist. Eine Welt voller Hass, Gewalt und Auflehnung gegen Gott. Wer die Nachrichten verfolgt, kann diese Diagnose nur bestätigen. Doch in V. 4-6 wird ein anderer Ton angeschlagen: Da ist eine Herrschaft voller Trost – die gute Herrschaft Gottes und seines Gesalbten – der trotz allem souverän – ja lachend – über diese Welt regiert.
V. 7-9 führen weiter aus, dass es Gottes Ratschluss ist, der bestimmt. Er hat den davidischen (aus dem Geschlecht Davids stammenden) König eingesetzt. Man studiere zu dieser eindeutig messianischen Stelle in V. 7 mal 2Sam 7,14, sowie Mt 3,17, Apg 2,32-33 und Hebr 1,3. Inwiefern wird das im Psalm Gesagte durch Jesus noch übertroffen?
In V. 10-12 finden wir schließlich das Schlussbild: Eine Welt, in der der Messias tatsächlich herrscht. Wie sollte man auf diese Herrschaft – die sich zukünftig manifestieren wird – am besten reagieren (V. 11)? Wie könnte das praktisch für dich aussehen?
In Jes 1,2-20 finden wir Gottes Anklage gegen sein Volk. Die Menschen haben sich in ihrer Rebellion von Gott abgewandt und dem Götzendienst und der Ungerechtigkeit zugewandt. Die Beweislage ist eindeutig: schuldig. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Jes 1,21-31 das Gericht Gottes über Jerusalem als unausweichliche Folge beschreibt. Und dennoch gibt es Hoffnung: Was in Jes 1,18 schon vorsichtig angedeutet wird, führt Jes 2 näher aus. Es wird ein „neues“ Jerusalem geben, in dem die Völker das Heil suchen, und indem nichts vom dem Schlechten und Minderwertigen des „alten“ Jerusalems mehr zu finden ist. Gottes Gericht kommt wie ein reinigendes Feuer. Wie werden wir heute eigentlich von unserer Ungerechtigkeit und Sünde gereinigt? Schau dir dazu doch mal die Predigt Johannes des Täufers an (Mt 3,1-12) und lies, was der Apostel Johannes empfiehlt (1Joh 1,5-10).
Vertiefung Lesewoche 4 (24-28. Januar 2022): Jesaja 3-6, Psalm 3
Nach der grundsätzlichen Anklage Gottes gegenüber seinem Volk (vgl. Jes 1) wird nun die Führungsschicht gesondert in den Blick genommen. Sowohl den Führern Israels (Jes 3,1ff), als auch die angesehenen Frauen (Jes 3,16ff) werden schwere Vorwürfe gemacht. Welche sind das? Gibt es vergleichbare Probleme auch heute – in unserer Gesellschaft oder sogar unter frommen Leuten?
Dennoch wird auch hier deutlich: Nach dem erforderlichen und erfolgten reinigenden Gericht, wird Gott wieder Heil schaffen (Jes 4). Was bedeutet das für uns im Hinblick auf Jesus Christus und sein Wirken?
Das Volk Gottes wird in der Schrift immer wieder mit einem Weinberg verglichen. In diesem Lied bringt Gott seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck, dass Israel als sein Weinberg unfruchtbar geblieben ist. Schau dir im Vergleich dazu das Gleichnis Jesu in Mk 12,1-12 an.
An das Weinberglied schließt eine Reihe von sechs „Wehe-Rufen“ an. Was thematisieren sie jeweils? Ist eins der angesprochenen Themen ein Problembereich für dich, indem du umkehren und Erneuerung erfahren musst?
Die in Jes 6 geschilderte Szene vor dem Thron Gottes ist atemberaubend! Der Prophet bekommt den seltenen Einblick in die himmlische Szenerie (man vergleiche Offb 4). Jesaja Reaktion darauf ist bezeichnend: „Weh mir, ich vergehe.“ (Jes 6,5). Sind wir uns der Heiligkeit Gottes eigentlich noch bewusst? Haben wir diese Ehrfurcht vor Gott? Ist uns klar, dass wir in seiner vollkommenen Gegenwart nicht bestehen können? Wie Jesaja gereinigt wird (V. 6-7), so bedürfen auch wir der Reinigung, damit wir uns Gott nähern können.
Außerdem ist interessant, mit welcher Perspektive Gott Jesaja in den Prophetendienst beruft? Was soll er tun? Was darf er erwarten? Womit muss er rechnen? Lies dazu auch Mt 13,13-15!
In V. 1 lesen wir, dass dieser Psalm entstanden ist, als David vor seinem Sohn Absalom fliehen musste. Absalom wollte seinem Vater das Königtum entreißen (vgl. 2Sam 15-18). Diese Ereignisse wurden in der Bibel als Teil von Gottes Gericht aufgrund von Davids Sünde mit Bathseba (vgl. 2Sam 12,10-12) schon früher angekündigt.
In V. 2-3 schildert David seine Feinde und ihre Sicht auf ihn. Sie mögen auf ihn niedersehen, aber David bringt diese Not zu Gott.
In den nächsten beiden Versen ist der Fokus ganz klar auf Gott selbst. David spricht sich selbst zu, dass Gott ein schützender Gott ist. Er erinnert sich, dass Gott selbst seine ganze Ehre ist (und nicht das Königtum, das er zu verlieren droht).
So erlebt David schon in der Not – wie V. 6-7 bezeugen – einen echten Frieden. Einen Frieden trotz äußeren Unfriedens, den nur Gott schenken kann.
Dennoch bittet David weiter, wie wir in V. 8-9 lesen, um Gottes Eingreifen in dieser Situation. Wie würdest du seine Bitte in V. 8b beurteilen? Ist es anstößig so zu beten? Lies dazu doch auch Offb 6,9-10!
Vertiefung Lesewoche 5 (31. Januar – 4. Februar 2022): Jesaja 7-10, Psalm 4
Im siebten Kapitel wird Jesaja zu König Ahas geschickt. Wer mehr über Ahas und seine Herrschaft wissen möchte, sollte sich 2Chr 28 anschauen. Der Prophet fordert Ahas zum festen Glauben auf (7,9) und will ihn durch ein Zeichen Gottes ermutigen (7,11). In vorgeblicher Frömmigkeit verzichtet Ahas auf ein Zeichen, woraufhin Jesaja ihn sehr tadelt (7,13). Wir merken: zu wenig von Gott zu erwarten, ist keine Bescheidenheit, sondern offenbart mangelnden – ja einen eingeschlafenen oder abgestorbenen – Glauben. Der lebendige Glaube dagegen, hofft auf Gott, hängt an Gott, bittet Gott und kämpft und hadert auch manchmal mit Gott. Haben wir noch Erwartungen an Gott? Beten und bitten wir noch? Rechnen wir noch wirklich damit, dass er eingreifen kann? Oder haben wir uns selbst niedrigsten Erwartungen hingegeben und kleiden dies nur noch in fromme Worte?
Bemerkenswert sind diese Verse 14-16, da hier die Jungfrauengeburt Jesu angekündigt wird. Dies ist das Zeichen, das Gott selbst nun seinem Volk geben wird. Bibelkritiker behaupten manchmal, dass an dieser Stelle nicht von einer biologischen Jungfrau die Rede sei, sondern lediglich eine junge Frau gemeint sei. Doch an anderen Stellen in der Bibel, wo das gleiche hebräische Wort verwendet wird, ist eindeutig eine biologische Jungfrau gemeint. Zudem: was soll das für ein Zeichen sein, dass eine junge Frau schwanger wird? Ist dies doch ein alltägliches Phänomen, das sich immer und überall beobachten lässt. In Mt 1,23 lesen wir schließlich, wie diese Prophezeiung in Christus erfüllt wird.
Kapitel 8 beginnt zunächst mit dem Namen von Jesajas Sohn. Dieser Name ist Programm und veranschaulicht das Gericht Gottes über Juda, das Jesaja in diesem Kapitel ankündigt. Doch Kapitel 8 birgt auch einen Hoffnungsschimmer: „Doch es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind“ (V. 23). Warum gibt es Hoffnung? Weil Gott seinen Sohn Jesus Christus in diese Welt sendet. Kapitel 9,1-6 beschreibt ihn und sein Wesen mit verschiedenen aussagekräftigen Attributen und schildert vor allem die Freude über sein Kommen. Kein Wunder, dass diese Verse immer wieder gerne in der Advents- und Weihnachtszeit gelesen oder gepredigt werden.
Allerdings steht das notwendige Gericht an dieser Stelle noch im Vordergrund. Nicht nur Juda (das Südreich Israel) wird Gericht erleben, wie wir in Kap. 8 bereits lasen. Nein, Jesaja kündigt auch Gericht über das Nordreich Israel (auch Ephraim genannt) an. Beachten wir in der langen Gerichtsrede in 9,7-10,4 den immer wiederkehrenden Ausruf: „Bei all dem lässt sein Zorn nicht ab, seine Hand ist noch ausgestreckt“ (9,11.16.20 + 10,4). Gott meint es ernst mit seinem Gerichtshandeln.
In 10,5-19 wird erklärt, dass Gott sich der Weltmacht Assyrien bedienen wird, um sein Volk zu strafen. Es wird allerdings auch klargemacht, dass Assyrien selbst eines Tages für seine Bosheit Gottes Gericht erfahren wird. Das Kapitel schließt mit einem weiteren Hoffnungsschimmer: Es wird einen Überrest geben, den Gott durch das Gericht hindurch bewahren wird (10,20-34).
Psalm 3 und 4 kann man gut als Paar verstehen: ein Morgengebet (Ps 3) und ein Abendgebet (Ps 4). Gut möglich also, dass Ps 4 in der gleichen Situation entstanden ist wie der davor stehende Ps 3.
Davids Gebet beginnt in V. 2 mit einem Blick auf Gott: „Gott meiner Gerechtigkeit“. Es ist immer gut, ein Gebet mit Gott zu beginnen – sich also zu vergegenwärtigen: „wer ist dieser Gott? Mit wem habe ich es zu tun? Was macht ihn aus?“ Das gibt Zutrauen und Ermutigung weiterzubeten.
Im Hauptteil wendet sich David an verschiedene Gruppen: an die Herren (V. 3-4), die ihre Angriffe ihm gegenüber einstellen und seinen Schutz durch Gott erkennen sollen. An die (vermutlich zu Recht) Zornigen (V. 5-6), die auf Gottes Eingreifen vertrauen sollen. Und zuletzt an die Hoffnungslosen (V. 7), denen er Gottes Segen zuspricht.
In Freude und Frieden (V. 8-9) kann David dieses Psalm – trotz seiner schwierigen Situation – abschließen. Warum? Weil er sich ganz von Gott getragen weiß!
Einführung Ruth
Das kurze Buch Ruth spielt zur Zeit der Richter in Israel (1,1). Wie wir aus dem Richterbuch wissen, war dies eine äußerst dunkle Zeitepoche, die von Sünde, Gewalt und Anarchie gekennzeichnet war. Während einer Hungersnot in Juda flüchtete nun eine israelitische Familie in das verfeindete Nachbarland Moab. Nach einiger Zeit stirbt der Mann und auch die zwei Söhne, die inzwischen moabitische Frauen geheiratet hatten. Übrig bleibt einzig und allein die nun kinderlose Witwe Noomi. Sie beschließt wieder zurück nach Israel zu gehen. Sie informiert ihre beiden Schwiegertöchter über ihren Entschluss und ermutigt sie, in Moab zu bleiben. Doch eine der beiden Frauen, Ruth, zeigt überaus große Loyalität Noomi gegenüber und begleitet sie nach Israel (1,16).
In den weiteren Kapiteln geht es nun darum, wie Ruth und Noomi in Israel ihre Existenz zu sichern versuchen. Dabei treffen sie auf Boas, einen Mann mit vorbildlichem Charakter, der es Ruth ermöglicht auf seinem Feld Ähren zu sammeln. Es stellt sich heraus, dass Boas der sogenannte Löser ist. Hinter diesem Begriff steht ein wichtiger israelitischer Brauch: Stirbt ein Mann kinderlos und hinterlässt Frau und Land, soll ein naher Verwandter die Frau heiraten und den Grundbesitz lösen. Das Ziel ist, die Familie und ihren Namen im heiligen Land zu erhalten. Das Buch Ruth entfaltet, dass Boas die Rolle des Lösers tatsächlich annimmt, dass er Ruth heiratet und sie ein Kind miteinander bekommen, so dass die Familie von Noomi doch noch Zukunft hat. Und nicht nur das: aus dieser Familienlinie stammt – wie wir in Kap. 4 schließlich lesen – sogar König David.
Schlüsselvers: „Da sprachen die Frauen zu Noomi: Gelobt sei der Herr, der dir zu dieser Zeit einen Löser nicht versagt hat! Dessen Name werde gerühmt in Israel!“ (Ruth 4,14)
Vertiefung Lesewoche 6 (7.-11. Februar 2022): Jesaja 11-12, Psalm 5, Ruth 1-2
Jes 11,1 macht die deprimierende Ausgangslage des Gottesvolkes deutlich: von der königlichen Linie (Isai ist der Vater Davids) ist nur noch ein Stumpf übrig. Keine guten Vorrausetzungen für die Zukunft. Doch Gott kann daraus etwas machen. Und so wird im weiteren Verlauf des Kapitels beschrieben, dass der Messias aus dieser Linie hervorgehen wird. In den V. 1-5 wird gezeigt, wer er ist und was er tut. Hier müssen wir beachten, dass Christi Wirken insgesamt – bei seinem ersten und zweiten Kommen – zusammen in den Blick genommen wird. In den Versen danach wird uns das messianische Friedensreich in eindrucksvollen Bildern geschildert. Lies doch mal die V. 6-10 ganz genau und liste auf, was diese zukünftige Zeit von der Welt heutzutage unterscheidet! Ist es nicht wunderbar, was unser Herr für die Zukunft noch alles für uns bereiten wird?
Kapitel 12 schließt diesen ersten Teil im Jesaja-Buch schließlich mit einem kurzen Loblied ab. Haben nicht auch wir soviel Grund, unseren Gott zu loben?!
Diesen fünften Psalm können wir als ein Muster für unser Gebet verstehen. Wir lesen zunächst in den V. 2-4, wie David sich auf sein Gebet vorbereitet. Beachten wir vor allem, wie David Gott anspricht (V. 3) und überlegen wir mal, was das für seine Beziehung zu Gott bedeutet. Außerdem interessant ist, was uns V. 4 über Davids Gebetsgewohnheiten verrät. Danach richtet David seinen Blick zunächst auf Gott (V. 5-7) und erinnert sich bewusst daran, wie dieser Gott ist und was ihn ausmacht. Warum ist das so wichtig, dass wir immer wieder über Gottes Wesen nachdenken und wie kann dies unser Gebet beeinflussen? Schließlich bringt David in V. 8-10 sein eigentlichen Gebetsanliegen vor. Worum bittet er im Wesentlichen? Ist es nicht überraschend, dass gerade das Gebet um göttliche Leitung bzw. um ein Leben in Gottes Gerechtigkeit das große Gebetsanliegen Davids mitten in seiner misslichen Lage ist? Dies zeigt, dass David auch in diesem Umständen darauf bedacht ist, zur Ehre Gottes zu leben – was für ein Vorbild! Im Schlussteil (V. 11-13) bringt David dann sein Vertrauen zu Gott zum Ausdruck. Er ist sicher, dass Gott eines Tages Gerechtigkeit schaffen wird (vgl. 2Thess 1,6-7).
Kapitel 1 berichtet uns die Vorgeschichte des Buches Ruth. Besonders bemerkenswert ist Ruths Loyalität ihrer Schwiegermutter und Gott gegenüber, dass sie mit ihr zurück nach Israel geht (1,16-17). Trotz der erlebten Tragödie (Tod des Ehemannes) bleibt Ruth Gott treu. Die weitere Geschichte wird zeigen, dass Ruths Vertrauen in Gott nicht umsonst gewesen ist…
In Kapitel 2 gibt es zwei Teile: zunächst überlegen sich Noomi und Ruth einen Plan, wie sie in ihrer Not überleben können (2,1-2). Dann, als der Plan ausgeführt wird, begegnet Ruth Boas – einem Mann mit vorbildlichem Charakter – der Ruth überaus freundlich behandelt. (2,3-17). Schließlich können sich Noomi und Ruth über die erlebte Versorgung freuen (2,18-23). Bereits hier deutet sich an, dass Boas noch für eine viel umfassendere Versorgung/Rettung sorgen wird… Eine Frage bleibt: Welche Rolle spielt Gott eigentlich in alledem?
Vertiefung Lesewoche 7 (14.-18. Februar 2022): Ruth 3-4, Psalm 6, Jesaja 13-14
Kapitel 3 ist in seinem Aufbau parallel zu Kapitel 2: Wieder schmieden zunächst Ruth und Noomi einen Plan (3,1-6). Wiederum gibt es eine positive Begegnung zwischen Boas und Ruth (3,7-15) und erneut haben Noomi und Ruth am Ende Grund zur Freude (3,16-18).
Es ist ein ungewöhnlicher Weg, den Ruth und Noomi beschreiten. Erst in der Nacht soll Boas Ruth erkennen (3,3) und erst dann soll sie ihm ihre Bitte vortragen. Warum? Nun, um Boas die Möglichkeit zu geben, ohne Gesichtsverlust „Nein“ zu sagen. Doch nachdem Ruth den Plan ausführte und Boas darum bat, den „Zipfel über sie auszubreiten“ (gemeint ist, sie zu heiraten à wir haben hier im Prinzip einen Heiratsantrag der Ruth Boas gegenüber), zögert er nicht. Er bekennt sich als „Löser“ und ist auch bereit, diese Aufgabe zu erfüllen. Was ist der Löser? Der Löser konnte das verpachtete Land der Noomi zurückkaufen und der erste Sohn der kommenden Leviratsehe sollte als Sohn von Noomi und Elimelech gelten und dies Land erben. Dadurch würde die Zukunft von Noomi und ihrer Familie sichergestellt sein.
Im letzten Kapitel lesen wir dann davon, dass Boas tatsächlich der Löser wird und Ruth mit ihm den lang ersehnten Sohn bekommt. Bemerkenswert ist schließlich die Abstammungslinie am Ende des Buches. Wir merken, dass es hier nicht um die persönliche Not einer normalen Familie geht, sondern um die Heilgeschichte Gottes insgesamt.
Dies ist der erste der sogenannten Bußpsalmen. Kennen wir das eigentlich noch, Buße tun? Also bewusst zu Gott umkehren, ihm unsere Schuld bekennen und um Vergebung bitten?
Wenn wir V. 2-4 lesen, dann merken wir, dass David richtige Qualen leidet. Ja Schuld kann schwer auf uns lasten und sogar körperliche Folgen haben. Doch David wendet sich Gott zu und bittet ihn um sein Eingreifen. Welche Argumente kann man vorbringen, wenn man in selbstverschuldeter Not steckt? David weiß zum einen um Gottes Güte. Das ist sein Charakter. Gott ist gnädig und gütig. Manchmal ist dies das einzige Argument, das wir noch haben. Das zweite Argument für Gottes Hilfe finden wir in V. 6: „Wer wird dir bei den Toten danken?“ Der Sinn des Lebens ist es doch, Gott zu loben und zu verherrlichen. Sollte Gott mich dann nicht aus dem Schlamassel rausholen, damit ich ihm Ehre bereiten kann? Und schließlich schildert David in V. 7-8 in ehrlichen Worten einfach seine Not. Im Grunde ist dies ein drittes Argument. Denn er weiß, dass Gott barmherzig ist und es ihn zutiefst berührt, wenn er unser Leiden sieht.
Erstaunlich ist, mit welcher Gewissheit der Psalm endet (V. 9-11). Gott hat noch nicht eingegriffen, doch David weiß: „Der Herr hört mein Flehen; mein Gebet nimmt der Herr an.“ (V. 10).
Mit Kapitel 13 beginnt der zweite Abschnitt im ersten Hauptteil des Buches Jesaja, der sich von Kap. 13-23 erstreckt. Der Prophet weitet nun seinen Blick über das eigene Volk hinaus und nimmt auch die Nachbarvölker in den Blick. Auch sie haben sich gegen Gott aufgelehnt und verdienen das Gericht Gottes. Kapitel 13 ruft Jesaja im Auftrage Gottes nun das Gericht über die Weltmacht Babel aus. Tatsächlich fiel Babel, wie von Jesaja prophezeit (V. 17), gegen die Meder. Dieses Kapitel hat allerdings auch noch eine zukünftige Dimension. Das Babel der Vergangenheit ist, wie Offb 17-18 zeit, das Bild eines neues Babels, das über die Welt herrscht. Und auch dieses Babel wird dereinst – am Tag des Herrn – von Gott gerichtet werden.
Kapitel 14 setzt hier fort und beschreibt den Sturz des Königs von Babel näher. Die V. 12-20 sind in der Kirchengeschichte oft auch auf den Fall Satans gemünzt worden. Und in der Tat war der Hochmut das Kernproblem des Teufels. Er wollte sich nicht mit seiner Stellung zufrieden geben, sondern Gottes Stellung einnehmen (V. 13).
Vertiefung Lesewoche 8 (21.-25. Februar 2022): Jesaja 24-27, Psalm 7
Von Jesaja 14 haben wir einen Sprung gemacht und direkt bei Kapitel 24 fortgesetzt. Was haben wir verpasst? In den Kapiteln 15-23 lesen wir von weiteren Gerichtsankündigungen Gottes gegenüber den Nachbarvölkern Israels.
Kapitel 24 hat nun einen globalen Fokus: Gottes Gericht wird nicht nur einzelne Völker treffen, sondern die Welt insgesamt (24,1). Es werden auch nicht nur einzelne Personen – wie z.B. besonders böse Könige – betroffen sein, sondern Angehöriger aller Schichten (24,2). Wovon Jesaja hier weissagt, ist der sogenannte „Tag des Herrn“, von dem wir auch in vielen anderen prophetischen Texten und nicht zuletzt in 2Thess 1,7-10 lesen. Was hier angekündigt wird, ist klar zukünftig und noch ausstehend, bis Jesus Christus zum Gericht wiederkommt.
Während dies für die von Gott abgefallene Welt eine schlechte Nachricht ist, ist dies für alle wahrhaft an Gott Gläubigen eine gute Perspektive. In Kapitel 25 lesen wir von einem Loblied der Erlösten (25,1-5) und einem großen, freudigen Festmahl (25,6ff). Es wird sogar erwähnt, dass der Tod gänzlich besiegt werden wird. Diese Freudenstimmung setzt sich auch in Kapitel 26 fort, in dem wir ein weiteres Loblied finden (26,1-6).
Ferner lesen wir davon, wie das Gottesvolk durch die Trübsal hindurchgekommen ist und nun von Gott wiederhergestellt (auferweckt) wird (26,7-21). Diese Verse verdienen sicherlich gründlicheres Nachdenken: Wie werden wir hier ermutigt angesichts schwieriger Zeiten? Wozu werden wir aufgefordert in diesen Momenten? Was hilft dem Gläubigen, durchzuhalten?
Kapitel 27 schließt diesen Teil ab und thematisiert die Wiederherstellung des Gottesvolkes. Hinter dem Leviatan (27,1) steht letztendlich Satan als Personifizierung aller gottfeindlichen Mächte. Er wird gerichtet, so dass das Gottesvolks am Ende der Zeiten ein für alle Mal aufatmen kann.
Mit diesem Psalm haben wir – wie wir in V. 1 lesen – ein Klagelied vor uns. Über die Abfassungssituation und die erwähnten „Worte des Kusch“ lässt sich sonst leider nichts Substanzielles sagen.
In den V. 2-6 breitet David sein Gewissen vor Gott aus. Er beschreibt seine persönliche und vertrauensvolle Beziehung zu Gott (V. 2a) und sieht in Gott allein seinen Helfen (V. 2b-3). Erstaunlich sind seine Worte in V. 4-6. David stellt sich hier quasi unter den Fluch Gottes, der ihn treffen möge, wenn das ihm Vorgeworfene der Wahrheit entsprechen sollte. Wichtig: David beansprucht hier keine Vollkommenheit oder Sündlosigkeit. Es geht ihm lediglich darum, dass er der (uns unbekannten) Sache nicht schuldig ist, die ihm vorgeworfen wird.
Tröstend ist für David – das lesen wir in V. 7-12 – der Gedanke an Gottes Gericht. Gott ist gerecht, er durchschaut alles und wird ein vollkommenes Urteil sprechen. Aus der Apostelgeschichte wissen wir, dass dieses Endgericht unserem Herrn Jesus Christus überantwortet ist (Apg 17,31). Wohl dem, der Jesus als seinen Retter kennt.
In V. 13-17 schreibt David nun davon, dass er tatsächlich Gottes Gericht erlebt. Ja, Gottes Gericht ist nicht nur endzeitlich, sondern mitunter straft Gott auch schon in diesem Leben (vgl. Apg 5 Hannanias und Saphira). Häufig ist es dabei so, dass Gott indirekt straft: Der Böse verstrickt sich durch seine Absichten und bringt sich selbst zu Fall (V. 16-17). Uns fallen sicherlich moderne Beispiele ein, wo man das so beobachten konnte.
Schlussendlich dankt David Gott in V. 18 und geht in den Lobpreis über.
Vertiefung Lesewoche 9 (28. Februar – 04. März 2022): Jesaja 28-31, Psalm 8
Im Abschnitt der Kapitel 28-31 finden wir fünf sogenannte „Wehe“-Rufe:
Der erste „Wehe“-Ruf (28,1ff) richtet sich gegen Ephraim, also das Nordreich Israel. Jesaja kündigt ihnen das Gericht Gottes an, das er mit einem heftigen Sturm vergleicht. Aber auch Jerusalem – im Südreich Juda – ist gleichermaßen verdorben und schuldig, so dass auch sie das Gericht Gottes treffen wird (28,7-13). Tragischer Weise ist ein Teil von Gottes Gerichtshandeln, dass dieser nicht mehr verstanden wird (V. 11). Man kann sich offensichtlich so sehr gegen Gott verhärten, dass man Gottes Wort nicht mehr ohne Weiteres begreifen kann (vgl. Jesus in Mt 13,10ff).
Der zweite „Wehe“-Ruf (29,1ff) richtet sich gegen Ariel. Ariel ist ein anderer Name für die Stadt Jerusalem. Auch dieser heiligen Stadt Gottes droht ein heftiges Gericht. Schau doch mal, welches Versagen ihnen besonders vorgeworfen wird (29,9-14)?
Ein dritter, kurzer „Wehe“-Ruf (29,15-16) schließt sich hier direkt an und nimmt diejenigen ins Visier, die im Verborgenen finstere Pläne schmieden. Es wird deutlich, dass vor Gott alles offenbar gemacht wird. Es folgt an dieser Stelle ein Abschnitt (29,17-24), der Hoffnung gibt. Welche Hoffnung gibt es und auf welcher Grundlage besteht sie?
In 30,1ff finden wir den vierten „Wehe“-Ruf. Er richtet sich gegen diejenigen politischen Verantwortlichen, die zum Schutze des Volkes einen Bund mit Ägypten geschlossen hatten. Schau doch mal, warum Gott diesen Bund kritisiert? Welche Alternative böte sich an (30,15-17)? Gibt es das nicht auch in unserem Leben, dass wir auf Irdisches vertrauen, statt auf Gott? Welche Bereiche fallen dir da ein?
Im Fortgang lesen wir davon, dass Gott geradezu darauf wartet (30,18ff) seinem Volk wieder gnädig zu sein. Wir sehen erneut: Gottes Gericht ist nicht das letzte Wort. Nein, er ist ein Gott, der immer wieder einen Neuanfang ermöglicht und dessen Gnade immer wieder neu ist!
Das fünfte „Wehe“ (31,1ff) richtet sich erneut gegen diejenigen, die auf Ägypten als menschliche Schutzmacht vertrauen. Warum ist es so töricht, seine Hoffnung auf diese menschliche Macht zu setzen? Was sollten sie stattdessen tun?
Dieser Psalm ist ein kunstvoll gestaltetes Lied, dass Gottes Macht beschreibt und verdeutlicht wie Gottes Herrlichkeit sich im Menschen wiederspiegelt.
Umrahmt wird der Psalm von dem Ausruf „Herr, unser Herrscher...“ (V. 2a + 10). Dann gibt es zwei Hauptteile, die sich gemäß dem Schema A – B – B‘ – A‘ gegenüberstehen. So beschreiben V. 2b+3 das Herrschaftsgebiet Gottes, während V. 8-9 das Herrschaftsgebiet des Menschen beschreiben. Hier wird deutlich, dass der Mensch Gott darin gleicht, dass er über die ganze Erde herrscht, so wie Gott über die ganze Welt (incl. aller Gestirne) regiert. Im Zentrum stehen die V. 4-5 und V. 6-7: Sie beschreiben zunächst die scheinbare Bedeutungslosigkeit des Menschen angesichts der göttlichen Schöpfungswerke (V. 4-5) und dann die Erhöhung des Menschen durch Gott (V. 6-7). Gott setzt den Menschen, der im Vergleich zu den Schöpfungswerken so klein und winzig ist – einem König gleich – als stellvertretenden Herrscher über seine Erde ein.
Bemerkenswert ist, wie dieser Psalm im NT aufgenommen wird. Lies doch mal Hebr 2,5-9 und überlege, wie der Autor diesen Psalm auf die Erniedrigung und Erhöhung Jesu anwendet.
Vertiefung Lesewoche 10 (07.-11. März 2022): Jesaja 32-35, Psalm 9
In Jesaja 32 wird das Kommen des Königs und seine Königsherrschaft beschrieben (vgl. 32,1-8). Dieser König wird Gerechtigkeit aufrichten und eine Zuflucht sein. In diesen Versen ist niemand geringeres im Blick als Jesus Christus! Auf sein Kommen gilt es vorbereitet zu sein, weswegen wir in 31,9-14 noch Worte der Ermahnung finden. Welche Haltung wird in diesen Versen kritisiert? Und was wird schließlich ab V. 15 verheißen?
Kapitel 33 beschreibt dann das Gericht über Assyrien. Diese gottfeindliche Macht hatte über lange Zeit das Volk Gottes brutal niedergedrückt. Das Gericht über diese Nation bedeutet folglich echte Befreiung und Erleichterung für Israel. An dieser Stelle können wir mal über Folgendes nachsinnen: Inwiefern und für wen ist es auch eine gute Nachricht, dass Gott am Ende der Zeiten Gericht übt und das Böse straft?
Dass das Endgericht das richtige Stichwort ist, bemerken wir, wenn wir Kapitel 34 lesen. In diesem düsteren Kapitel wird dieses letzte Gerichtshandeln Gottes in markigen Worten beschrieben. Dazu zwei Fragen zum Nachdenken: Was tragen diese Verse zu unserem Gottesbild bei? Und welche Schlussfolgerung sollte man aus ihnen für das Leben „jetzt“ ziehen (vgl. 34,16)?
Den Schluss unseres Abschnittes bildet Kapitel 35. Nach Dunkelheit folgt das Licht. Dieses immer wiederkehrende Prinzip von Gericht und Gnade finden wir hier zum wiederholten Male im Buch Jesaja. In wunderbaren poetischen Worten wird beschrieben, wie Gott nach dem Gericht Heil schaffen wird. Welche Verheißung spricht dich am meisten an und wieso?
Psalm 9 gliedert sich in zwei große Teile: V. 2-13 blicken zurück auf frühere, gute Erfahrungen mit Gott (Dank). V. 14-19 haben eine aktuelle Notsituation im Blick, die der Beter (David) vor Gott bringt (Bitte). Schließlich endet der Psalm mit Worten der Erwartung, dass Gott ganz gewiss handeln wird (V. 20-21).
Schauen wir auf den ersten Hauptteil: David beginnt sein Lied mit Worten des Lobes und der Anbetung (V. 2-3) – eine gute Gewohnheit, das eigene Gebet so zu beginnen. Er erinnert sich dann ganz bewusst daran, was er bereits Gutes mit Gott erlebt hat (V. 4-7). Fragen auch wir: Wo und wann haben wir denn schon Gottes Eingreifen erfahren? Schließlich predigt David zu sich selbst (V. 8-9) und hämmert sich die Gewissheiten des Glaubens (Gott ist ewig und allmächtig) neu ein. Auch wir brauchen die Erinnerung an diese grundlegenden Basics Tag für Tag. So schnell verschwindet Gott sonst aus unserem Blickfeld oder wird kleiner und kleiner… David leitet daraus ab, dass man sich auf den allmächtigen und ewigen Gott auch in seinen kleinen und persönlichen Nöten verlassen kann (V. 10-13). Ja, der ewige Gott von dessen großen Taten wir in der Schrift lesen, ist heute noch derselbe: Er kann auch in deinem Leben Großes tun!
Den zweiten Hauptteil beginnt David mit einer Bitte: Was bittet er? Welche Rückschlüsse über seine Situation können wir aus seinem Gebet ziehen (V. 14-15)? Danach formuliert David eine Reihe Gewissheiten, was er für die Zukunft erwartet (V. 16-19). Wie kann er sich dieser Dinge so sicher sein? Nun, weil er den ewigen Gott kennt und um seine gerechten Maßstäbe weiß!
Und schließlich – wie bereits erwähnt – schließt David sein Gebet in großer Erwartung ab (V. 20-21): Ja, Gott wird eingreifen! Ist das auch die Haltung, in der wir beten?
Einführung 1Mose 12-50
Nach der sogenannten „Urgeschichte“ folgt im Buch 1Mose die Patriarchengeschichte. Abraham, Isaak, Jakob und Josef sind die vier Hauptpersonen die in 1Mose 12-50 im Mittelpunkt stehen.
In 1Mose 12-25 ist die Hauptperson Abraham. Wir lesen davon, wie Gott ihn eines Tages erwählte und ihm eine große Verheißung gab (1Mose 12,1-3). Doch schon bald wird die Frage drängend, wie diese große Verheißung („zahlreiche Nachkommen“) jemals erfüllt werden soll, wenn Abraham nicht mal einen einzigen Nachkommen hat? Doch Gott bestätigt seine Verheißung und verspricht Abraham einen Sohn (1Mose 15,1-5). Und Abraham, in seinem Gottvertrauen, glaubt Gott (1Mose 15,6) und wird damit zum Beispiel dafür, was echten Glauben an Gott kennzeichnet (vgl. Röm 4,3-5). Dennoch wird Abraham schwach und versucht einen menschlichen Ausweg aus seiner Kinderlosigkeit zu finden (Ismael). Gott lässt sich nicht beirren und schließt einen Bund mit Abraham (1Mose 17) und stellt klar, dass sich dieser durch einen Sohn Abrahams von Sara erfüllen wird. Und tatsächlich schenkt Gott – für den nichts unmöglich ist – den hochbetagten Eltern Abraham und Sara einen Sohn: Isaak (1Mose 21).
Ab 1Mose 25,19- 36 schwenkt der Bericht auf die Nachkommen Isaaks und insbesondere auf Jakob. Nach den Auseinandersetzungen der Brüder Jakob und Esau lesen wir von Jakobs Flucht nach Haran, seinen Auseinandersetzungen mit seinem listigen Onkel Laban und seinen Eheschließungen mit Lea und Rahel. In alledem wird deutlich, dass Gott in seiner Gnade Geschichte schreibt mit einem fehlerbehaften Mann wie Jakob! Selbst zwischen den Brüdern Jakob und Esau gibt es schließlich Versöhnung (1Mose 33).
Im 1Mose 37-50 wird uns schließlich von Josef und seinem Leben berichtet. Wir lesen von seinen Träumen und dem Hass seiner Brüder auf ihn, der so groß wird, dass sie ihn sogar nach Ägypten verkaufen (1Mose 37). Wir erfahren von Josefs erstaunlicher Karriere in Ägypten, die Gott in seiner Vorsehung dazu nutzt, die Familie Jakobs (durch die sich schließlich Gottes Verheißung an Abraham erfüllen sollte) vor dem sicheren Hungertod zu bewahren. Das Buch endet mit dem erstaunlichen Fazit von Josef gegenüber seinen Brüdern: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk.“ (1Mose 50,20). So sehen wir am Ende der Patriarchengeschichte, dass Gottes Verheißung an Abraham schon ein Stück weit wahr geworden ist: Eine große Familie an Nachkommen Abrahams lebt in Sicherheit und gutem Auskommen!
Schlüsselvers: „2 Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ (1Mose 12,2-3)
Vertiefung Lesewoche 11 (14.-18. März 2022): Genesis 12-15, Psalm 10
Mit Gen 12 haben wir einen der bedeutendsten Neuanfänge der Bibel: Eines Tages spricht Gott zu Abraham (damals noch Abram). Über seinen familiären Hintergrund erfahren wir mehr in Gen 11,27ff. Abram kannte Gott bis dahin nicht. Doch eines Tag offenbart Gott sich ihm. Bemerkenswert ist hier, dass Gott hier die Initiative ergriff. Es war die souveräne Gnade Gottes, die Abram rief.
Gott gibt Abram eine dreifache Verheißung: er soll zu einem großen Volk werden, er soll einen großen Namen bekommen und in ihm sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. Wir werden im Laufe des restlichen Buches Genesis bemerken, wie diese Verheißung schon teilweise erfüllt wird. Wir müssen allerdings auch beachten, dass diese großartige Verheißung vollumfänglich erst durch das Evangelium Jesu Christi erfüllt wird.
Abram reagiert auf Gottes Ansprache und Verheißung mit Gehorsam: „Da zog Abram aus, wie der Herr zu ihm gesagt hatte.“ (Gen 12,4). Es gab sicherlich Vieles, was Abram hätte hindern können. Doch er ließ sich nicht aufhalten, sondern gehorchte Gottes Ruf. Abram zeigt an dieser Stelle seinen Glauben an Gott, wie wir in Hebr 11,8 nachlesen: „Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er berufen wurde, an einen Ort zu ziehen, den er erben sollte; und er zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme.“
Allerdings war Abram auch nicht nur ein Glaubensheld, wie die Begebenheit in Gen 12,10ff zeigt. Auf der anderen Seite konnte er sich großzügig gegenüber Lot verhalten, als es zum Konflikt mit ihm kam (Gen 13).
Gen 15 ist ein besonders bemerkenswertes Kapitel! Erneut spricht Gott zu Abram, um seine Verheißungen zu wiederholen und zu konkretisieren: Ja, der hochbetagte Abram soll (mit seiner hochbetagten Frau) einen leiblichen Sohn als Nachkommen bekommen. Menschlich gesehen unmöglich. Und doch glaubt Abram Gott. Und Gott rechnet dies (diesen Glauben) ihm zur Gerechtigkeit. Hier haben wir eine äußerst tiefgründige Stelle vor uns, die schon im AT uns etwas sehr Wichtiges über das Wesen des rechtfertigenden Glaubens lehrt. Der schlichte Glaube an Gott – das Vertrauen auf ihn und sein Handeln – bringt uns mit Gott ins Reine. Am Besten liest man Röm 4 dazu, wo Paulus im Grunde diesen Vers entfaltet und erklärt. Im Fortgang von Gen 15 wird nun ein Bundeschluss berichtet: Abram soll Tiere zum Opfer bereiten. Doch bevor er sie Gott darbringen kann, fällt auf ihn ein tiefer Schlaf und Gott selbst schickt das Feuer für die Opfer (Gen 15,17): Der Bund ist durch Gottes Handeln selbst besiegelt. Einmal mehr wird deutlich, dass Gottes Bünde mit den Menschen stets auf seine Initiative und seinem Handeln gründen. Von sich aus, kann der Mensch sich niemals Gott nähern.
Dieser Psalm beginnt ganz unvermittelt mit einer Klage (V. 1-2). Nicht Lob, Dank oder Anbetung sind hier der Startpunkt (wie so oft, man vergleiche nur Ps 9), sondern tiefe Klage. Es gibt einfach Zeiten und Situationen, da kann man nicht anders: Die Klage muss ohne Umschweife raus. Wir sehen hier, dass das auch so in Ordnung ist. Was uns bewegt, das dürfen und sollen wir zu Gott bringen!
Offensichtlich machen dem Beter „Gottlose“ das Leben zur Hölle. In V. 3-11 beschreibt er das sehr anschaulich: Wie die Gottlosen ihr böses Spiel treiben – scheinbar ohne Konsequenzen fürchten zu müssen (V. 3-6). Ja, auch in diesen Tagen ist es ein Jammer ansehen zu müssen, wie oft in unserer Welt das Böse und Teuflische folgenlos bleibt – ja sogar noch zu (weltlichen) Erfolgen beiträgt. Der Beter klagt über die „Genialität“ oder „Professionalität“ der „Gottlosen“ (V. 7-10): Sie haben das Böse schon perfektioniert und führen es ohne Scham und mit Heimtücke aus. Der „Gottlose“ verlässt sich – scheinbar zu Recht – darauf, dass Gott sowieso nicht reagiert oder handelt (V. 11). Ist das nicht ein Eindruck, den man auch in unseren Zeiten oftmals haben kann?
Und doch weiß unser Beter, dass dem nicht so ist: V. 12 ist ein Wendepunkt à er fordert Gott zum Eingreifen auf. Allem Anschein zum Trotz ist Gott immer noch der Herr der Welt, der Allmächtige und Starke! Zu ihm dürfen wir beten und auf ihn dürfen wir hoffen. Allem Erfolg und Hochmut der Gottlosen zum Trotz dürfen wir in aller Not die Hoffnung festhalten, die auch Paulus hatte: „16 Bei meinem ersten Verhör stand mir niemand bei, sondern sie verließen mich alle. Es sei ihnen nicht zugerechnet. 17 Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Botschaft ausgebreitet würde und alle Heiden sie hörten, so wurde ich erlöst aus dem Rachen des Löwen.“ (2Tim 4,16-17)
Vertiefung Lesewoche 12 (21.-25. März 2022): Genesis 16-19, Psalm 11
Der Kontrast zwischen Kap. 15 und 16 könnte größer kaum sein: Während Abram zunächst Gott glaubte und dies ihm zur Gerechtigkeit gerechnet wurde (15,6), zeigt sich in Kap. 16 nun sein Unglaube. Abram und Sarai waren von Ungeduld getrieben. Noch immer hatten sie keinen Nachkommen. So entschlossen sie sich, die Sache – in ihrem Unglauben – in die eigene Hand zu nehmen und aus eigener Kraft zu schaffen, was der Herr ihnen bisher nicht geschenkt hatte. In Kap. 16 und auch im Fortgang der Abrahamsgeschichte sehen wir, welch großen Fehler die beiden damit machen und wieviel Leid dadurch ausgelöst wurde. Bemerkenswert ist Paulus‘ Auslegung dieser Vorkommnisse in Gal 4,21-31. Die Verse dort sind zwar etwas schwierig zu verstehen, doch äußerst aufschlussreich!
In Kap. 17 wendet sich Gott erneut Abram zu. Er wiederholt und erweitert seine Verheißungen (schau doch mal auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Verheißungen Gottes in den Kap. 12 + 15 + 17). An dieser Stelle ist es auch, dass Abram einen neuen Namen bekommt: Abraham (Vater vieler Völker). Ebenso wird hier die Beschneidung als Zeichen des Bundes eingeführt (V. 9ff). Paulus schlussfolgert daraus, dass diese „ein Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens“ ist (Röm 4,11). Zuerst kommt also die Gerechtigkeit durch Glauben, erst danach das Werk der Beschneidung!
Kap. 18 und 19 sind gewissermaßen auch Gegensätze: Während im zuerst genannten Kapitel Abraham Besuch von Gott selbst bekommt – incl. eines unglaublichen Versprechens, schildert Kapitel 19 das Gericht Gottes über Sodom und Gomorra. Überlege doch mal: was können wir aus diesen beiden Kapiteln lernen?
Der Beter (David) befindet sich wieder einmal in einer schwierigen Situation (V. 3). Da ereilt ihn ein Rat. Wir lesen diesen Ratschlag – seiner Freunde, Berater oder Bekannten – in V. 1b-3. David soll vor den Gottlosen fliehen. Sie haben für ihn als gläubigen Menschen (nichts anderes meint der Begriff der „Gerechte“ in V. 3) keine Hoffnung mehr: „Was kann da der Gerechte ausrichten?“. Wir merken: der glaubenszerstörende Rat kommt nicht immer nur von den Gottleisen, nein er kann auch von jemandem kommen, der unser Bestes im Sinn hat. Das ist die subtile Gefahr bis heute: Dass wir nicht von den Feinden, sondern von unseren Freunden angefochten werden. Übersehen wir aber auch nicht die Überzeugung, die hinter diesem Rat steht. Sie lautet: Sicherheit ist das Wichtigste. Nun ist Sicherheit zweifelsohne wichtig, aber wir müssen aufpassen, dass dieses gute Bedürfnis nicht zum Götzen wird. Denn bei Gott sind wir sicher genug (V. 1a).
In der zweiten Psalmhälfte schaut David auf Gott und sein Regiment: Gott herrscht und regiert. Darauf darf er vertrauen. Darauf darf er schauen. Das stimmt bis heute: Wir müssen uns nicht von allem Unheil um uns herum bestimmen und ängstigen lassen. Vielmehr sollten wir auf den Herrn blicken und uns vergegenwärtigen, dass er der Allmächtige ist, der alles in Händen hält. Das ist die Sicht des Glaubens!
Vertiefung Lesewoche 13 (28. März – 1. April 2022): Genesis 20-23, Psalm 12
Wir konzentrieren uns in dieser Woche auf die Kapitel 21 und 22, in denen es um Isaaks Geburt und Isaaks in letzter Sekunde verhinderter Opferung geht.
Kap. 21 zeigt uns zunächst einmal, dass auf Gott Verlass ist. Gott hatte Abraham und Sara einen Sohn verheißen und er hat ihn ihnen auch – gegen jede biologische Wahrscheinlichkeit – geschenkt. Gott ist treu und auf sein Wort ist Verlass. Gott ist auch allmächtig und nichts ist ihm unmöglich. Mögen wir diese beiden Wahrheiten doch verinnerlichen und von ihnen her unser Leben gestalten.
Schon bald gibt es nach der Geburt Isaaks Probleme zwischen ihm bzw. Sara auf der einen Seite und der Magd Hagar und ihrem Sohn Ismael auf der anderen Seite. Einmal mehr wird uns vor Augen geführt, dass der Ungehorsam Gott gegenüber vielfache negative Folgen hat. Ja, Gott ist Abraham und seiner Familie weiter gnädig und doch müssen sie die Folgen ihrer Sünde tragen. Das ist heute nicht anders. Hagar und Ismael werden schließlich fortgetrieben (zur geistlichen Bedeutung dieser Ereignisse vgl. Gal 4,21-31). Doch der gnädige Gott erweist auch Hagar und Israel seine Gunst, indem er die beiden nicht nur vor dem Tode rettete, sondern Ismael auch noch eine große Verheißung gab (21,18).
Kap. 22 gehört sicherlich zu den herausforderndsten Kapiteln der Bibel. Gerade noch war Abraham endlich mit dem so lang ersehnten Sohn beschenkt worden, würde Gott ihn gerade an dieser Stelle prüfen (22,2). Abraham hört die Aufforderung Gottes und … steht auf (V. 3). Auch wenn Abraham Fragen gehabt haben dürfte („Warum? Wie kann Gott das fordern?“), so zögert er doch nicht. Echter Glaube hinterfragt nicht Gottes Wort, sondern handelt nach Gottes Wort. Abraham offenbart hier echten, ganz kostbaren Glauben. Es ist offensichtlich: Abrahams Herz gehört Gott ganz. Abraham verlässt sich mit dem Kostbarsten was er hat auf Gott allein. Beeindruckend!
Doch die Spannung wird weiter gesteigert. Gott lässt zu, dass ein Altar errichtet wird und selbst, dass Isaak aufselbigen gebunden wird. Abraham hat das Messer schon gezückt, als Gott durch einen Engel eingreift (22,10). Nicht Isaak wird geopfert, sondern ein Widder stirbt an seiner Stelle (22,13).
Viele Hundert Jahre später würde wieder ein geliebter, einziger Sohn auf einen Berg gehen, um gewaltsam zu sterben. Man würde ihn an ein Kreuz nageln und hinrichten. Doch anders als bei Isaak würde Gott nicht in letzter Sekunde eingreifen, sondern ihn – Jesus, seinen geliebten Sohn – einen grausamen Verbrechertod sterben lassen. Er selbst würde der Stellvertreter sein für alle, die ihr Vertrauen auf ihn setzen.
Dieser Psalm passt wunderbar in unsere Zeit. Überall sehen wir, dass Böse überhandnimmt. Chaos, Lügen und Gewalt bestimmen weite Teile unserer Welt. Das ist genau wie David in V. 2-5 seine damalige Gesellschaft beschreibt. Wir merken: da hat sich nichts getan, die Menschen sind nicht besser geworden. Was kann man tun angesichts dieser schlimmen Umstände und dieser großen geistliche Not? Man kann sich beklagen und meckern oder in Nostalgie schwelgen („Früher war (vermeintlich) alles besser.“). Oder man kann beten – selbst wenn es nur ein kurzes Stoßgebet ist (V. 2a: „Hilf Herr!“)
Wie reagiert Gott? Reagiert er überhaupt? Nun oftmals sieht es nicht so. Das Böse breitet sich weiter aus und es sind vor allen Dingen die Benachteiligten die unter den Folgen einer gottlosen Gesellschaft leiden (V. 6). Und doch verheißt Gott zu handeln (V. 6b). Nicht unbedingt umgehend – das ist nicht versprochen. Aber wir können auf seine Verheißungen vertrauen, denn Gottes Wort ist kostbar und vertrauenswürdig (V. 7). Bis dahin gilt es, diese Spannung zwischen Verheißung und Gegenwart auszuhalten und als treue Fürbitter für unsere Welt einzutreten (V. 8)
Vertiefung Lesewoche 14 (04.-08. April 2022): Genesis 24-27, Psalm 13
Gen 24 ist ein wirklich langes Kapitel: Ausführlich und mit vielen Details wird die Brautsuche für Isaak beschrieben. Was hat uns dieses Kapitel für heute zu sagen? Sicherlich sollen wir nicht die kulturellen Bräuche, wie die damalige Brautsuche übernehmen. Vielmehr sollen wir staunen, wie Gott in diesem konkreten Fall zahlreiche Einzelheiten lenkt, so dass Isaak und Rebekka zusammenkommen.
Nachdem wir dann in Gen 25,1-18 noch einiges über Abraham und Ismael erfahren, wendet sich das Buch ab Gen 25,19 einem neuen Schwerpunkt zu: Es geht ab sofort um die Söhne Isaaks: Esau und besonders Jakob. Schon die Geburt der beiden ist bemerkenswert. Paulus wird sehr viel später „Gottes freie Gnadenwahl“ (er ist gnädig, wem er gnädig sein will und diese Gnade kann man sich nicht verdienen) mit dem Beispiel Esaus und Jakobs erklären, vgl. Gen 25,23 und Röm 9,10-12. Für uns heißt das doch ganz praktisch: Dafür, dass wir Christen sind, können wir nichts. Es hat nicht mit unserer Klugheit oder Demut zu tun, sondern allein mit Gottes Gnade. Sollte diese Erkenntnis uns nicht Tag für Tag in das Lob Gottes führen?
Bekannt ist ebenso die Geschichte vom „verkauften Erstgeburtsrecht“. Esau ist ein Beispiel für den weltlich gesinnten Mensch, dem geistliche Dinge nichts bedeuten. Bedenken wir, dass auch in unserer Zeit der Materialismus groß und die Versuchung sich auf Dinge zu konzentrieren, sehr stark ist!
In Kapitel 27 wendet sich der Erzählstrang nun endgültig Jakob als Hauptperson zu. Mit List und Unterstützung seiner Mutter – (was ist eigentlich die von Gott erwählte Familie nur für eine dysfunktionale Familie?) – gewinnt er den Erstgeburtssegen (27,1-40). Jakob und Rebekka haben hier sicherlich falsch gehandelt und Schuld auf sich geladen. Dennoch bleibt Gott an Jakobs Seite, wodurch die Wahrheit der „freien Gnadenwahl Gottes“ sehr anschaulich unterstrichen wird. Wie Mut machend auch für uns, die wir sicherlich häufig nicht besser als Jakob sind. Auf der anderen Seite muss Jakob auch die Konsequenzen seiner Taten tragen. Zunächst einmal durch seine Flucht nach Haran (Gen 27,41ff).
Dieser Psalm ist eigentlich keine gute Werbung für den Glauben. Schließlich beschreibt er die Lage eines zutiefst Verzweifelten. Sollte man es nicht eher unter den Tisch fallen lassen, dass auch der Glaube nicht vor solchen Erfahrungen bewahrt?
Gott ist offenbar anderer Ansicht. Und so malt uns die Bibel hier – und auch an weiteren Stellen – ein realistisches, ehrliches Bild. Wie wunderbar, dass die Bibel keine Träumereien enthält, sondern auch die Kämpfe des echten Lebens ungefiltert schildert.
David beschreibt in V. 2-3 und ein dreifaches Problem: Es geht um sein Verhältnis zu Gott, um seine eigene Seele, sowie die Konfrontation mit seinen Feinden. Seine Klage ist eindeutig: vier Mal schreit er ein verzweifeltes „Wie lange?“ zu Gott. Ja, Probleme mit Gottes Zeitplan, die können wirklich schwerwiegend sein. Davids Verzweiflung ist jedenfalls spürbar.
Zwischen V. 3 und V. 4 ist ein echter Bruch. Eigentlich gibt es hier keine logische Verbindung. Und doch, der Funke Glaube, der noch in Davids Herzen ist, lässt ihn um Gottes Eingreifen beten. Ganz instinktiv äußert er hier seinen Glauben, obwohl er objektiv gesehen dazu gar keinen Grund mehr hätte. Wie gut, wenn der Glaube in unserem Herzen wohnt und der Hl. Geist uns in unserer Schwäche ins Gebet treibt und dabei hilft (vgl. Röm 8,26). Das Gebet verfehlt seine Wirkung nicht. Nicht, dass die Notlage umgehend beendet wäre. Aber Davids Herz wird wieder aufgerichtet, so dass er Gott loben kann (V. 6).
Vertiefung Lesewoche 15 (11.-14. April 2022): Genesis 28-30, Psalm 14
Auf der Flucht nach Haran hat Jakob ein bemerkenswertes Erlebnis: In einer Vision sieht er die Engel vom Himmel auf- und niedersteigen („Himmelsleiter“). Gott in seiner Gnade offenbart sich Jakob. Er offenbart sich diesem hinterhältigen Jakob, der Bruder und Vater hintergangen hatte. Einmal mehr wird Gottes bedingungslose Gnade offenbar. Wie offenbart Gott sich dem Jakob: a) Durch die Leiter selbst (V. 12), durch die Engel Gottes (V. 12) und zuletzt zeigt sich der Herr selbst (V. 13). Was für eine erstaunliche Gnade! Bedenken wir aber auch, dass Gott sich uns in einem noch viel klareren Maße gezeigt: Nämlich in seinem Sohn Jesus Christus, der das Ebenbild Gottes ist (vgl. Kol 1,15). Darum nimmt auch Jesus Bezug auf diese Begebenheit als Nathanael begegnet (Joh 1,51). Wir lernen: Die Offenbarung an Jakob war schon äußerst beeindruckend, aber die Offenbarung Gottes durch Jesus schlägt diese noch um Längen! Zuletzt: beachten wir in dieser Geschichte auch, was Gott dem Jakob verheißt (28,14-15) und mit welcher Hingabe Jakob auf diese Verheißung reagiert (28,17ff).
Kap. 29 und 30 schildern nun die Zeit, die Jakob bei seinem Onkel Laban verlebte. Jakob, der selbst Vater und Bruder betrogen hatte, wird nun selbst Opfer eines Betrugs durch seinen Onkel. Paulus schreibt später: „Denn was der Mensch sät, das wird er ernten“ (Gal 6,7). Lassen wir uns hier warnen: Betrug, Unrecht und Hinterhältigkeit kommen oft wie ein Bumerang zurück! Dennoch erlebt Jakob auch viel Gutes: ihm werden Kinder geschenkt und er kommt auch zu Wohlstand. Doch getrübt werden diese Segnungen Gottes durch die zahlreichen Spannungen in der Familie Jakobs (zwischen Lea und Rahel, sowie den Mägden als auch gegenüber Laban). Gottes auserwählte Familie ist wahrlich nicht vollkommen. Nein, selbst diese besondere Familie macht offensichtlich, dass wir Menschen Sünder sind und der Erlösung bedürfen.
In diesem kurzen Text beklagt sich David zunächst über die gottlosen Menschen (V. 1-3). Er beschreibt ihr Tun (V. 1b), aber besonders auch ihre Herzenseinstellung (V. 1a): Sie „sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott.“ Es geht hier also nicht so sehr um offene Atheisten, die diese Sicht lautstark vor sich hertragen, sondern mehr um den „praktischen Atheismus.“ Es geht also um Menschen, die in ihrem Leben einfach nicht mit Gott rechnen, obwohl sie sich vielleicht sogar noch als „gläubig“ bezeichnen würden oder auch einen gewissen Kontakt zu Kirchen haben. In unserem Umfeld heute ist dies sicherlich die häufigste Form des Atheismus. Ja, selbst uns als bekennende Christen kann diese Einstellung leichter infizieren, als wir meinen: Wie schnell bist du drin in den Herausforderungen des Alltags und vergisst Gott und seine Möglichkeiten. Wie schnell gerät doch der Schöpfung in der Geschäftigkeit des Lebens aus dem Blick!
Gottes Urteil in V. 2-3 ist glasklar: Diese Form des Unglaubens betrifft tatsächlich alle Menschen. Darum kann Paulus auch diesen Vers in Röm 3,9-20 aufgreifen, als er die Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit aller Menschen – auch der frommen Menschen – darlegt und begründet.
In den letzten Versen geht es schließlich darum, dass Gott trotz dieser hoffnungslosen Lage hilft. Er hat ein Volk – schon das ist für sich genommen erstaunlich und Zeichen seiner Gnade – dass er behütet und beschützt.