Vertiefung Lesewoche 9 (28. Februar – 04. März 2022): Jesaja 28-31, Psalm 8
Im Abschnitt der Kapitel 28-31 finden wir fünf sogenannte „Wehe“-Rufe:
Der erste „Wehe“-Ruf (28,1ff) richtet sich gegen Ephraim, also das Nordreich Israel. Jesaja kündigt ihnen das Gericht Gottes an, das er mit einem heftigen Sturm vergleicht. Aber auch Jerusalem – im Südreich Juda – ist gleichermaßen verdorben und schuldig, so dass auch sie das Gericht Gottes treffen wird (28,7-13). Tragischer Weise ist ein Teil von Gottes Gerichtshandeln, dass dieser nicht mehr verstanden wird (V. 11). Man kann sich offensichtlich so sehr gegen Gott verhärten, dass man Gottes Wort nicht mehr ohne Weiteres begreifen kann (vgl. Jesus in Mt 13,10ff).
Der zweite „Wehe“-Ruf (29,1ff) richtet sich gegen Ariel. Ariel ist ein anderer Name für die Stadt Jerusalem. Auch dieser heiligen Stadt Gottes droht ein heftiges Gericht. Schau doch mal, welches Versagen ihnen besonders vorgeworfen wird (29,9-14)?
Ein dritter, kurzer „Wehe“-Ruf (29,15-16) schließt sich hier direkt an und nimmt diejenigen ins Visier, die im Verborgenen finstere Pläne schmieden. Es wird deutlich, dass vor Gott alles offenbar gemacht wird. Es folgt an dieser Stelle ein Abschnitt (29,17-24), der Hoffnung gibt. Welche Hoffnung gibt es und auf welcher Grundlage besteht sie?
In 30,1ff finden wir den vierten „Wehe“-Ruf. Er richtet sich gegen diejenigen politischen Verantwortlichen, die zum Schutze des Volkes einen Bund mit Ägypten geschlossen hatten. Schau doch mal, warum Gott diesen Bund kritisiert? Welche Alternative böte sich an (30,15-17)? Gibt es das nicht auch in unserem Leben, dass wir auf Irdisches vertrauen, statt auf Gott? Welche Bereiche fallen dir da ein?
Im Fortgang lesen wir davon, dass Gott geradezu darauf wartet (30,18ff) seinem Volk wieder gnädig zu sein. Wir sehen erneut: Gottes Gericht ist nicht das letzte Wort. Nein, er ist ein Gott, der immer wieder einen Neuanfang ermöglicht und dessen Gnade immer wieder neu ist!
Das fünfte „Wehe“ (31,1ff) richtet sich erneut gegen diejenigen, die auf Ägypten als menschliche Schutzmacht vertrauen. Warum ist es so töricht, seine Hoffnung auf diese menschliche Macht zu setzen? Was sollten sie stattdessen tun?
Dieser Psalm ist ein kunstvoll gestaltetes Lied, dass Gottes Macht beschreibt und verdeutlicht wie Gottes Herrlichkeit sich im Menschen wiederspiegelt.
Umrahmt wird der Psalm von dem Ausruf „Herr, unser Herrscher...“ (V. 2a + 10). Dann gibt es zwei Hauptteile, die sich gemäß dem Schema A – B – B‘ – A‘ gegenüberstehen. So beschreiben V. 2b+3 das Herrschaftsgebiet Gottes, während V. 8-9 das Herrschaftsgebiet des Menschen beschreiben. Hier wird deutlich, dass der Mensch Gott darin gleicht, dass er über die ganze Erde herrscht, so wie Gott über die ganze Welt (incl. aller Gestirne) regiert. Im Zentrum stehen die V. 4-5 und V. 6-7: Sie beschreiben zunächst die scheinbare Bedeutungslosigkeit des Menschen angesichts der göttlichen Schöpfungswerke (V. 4-5) und dann die Erhöhung des Menschen durch Gott (V. 6-7). Gott setzt den Menschen, der im Vergleich zu den Schöpfungswerken so klein und winzig ist – einem König gleich – als stellvertretenden Herrscher über seine Erde ein.
Bemerkenswert ist, wie dieser Psalm im NT aufgenommen wird. Lies doch mal Hebr 2,5-9 und überlege, wie der Autor diesen Psalm auf die Erniedrigung und Erhöhung Jesu anwendet.