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Vertiefung Lesewoche 11 (14.-18. März 2022): Genesis 12-15, Psalm 10

  1. Gottes Ruf und Abrams Glaube – Genesis 12-15

Mit Gen 12 haben wir einen der bedeutendsten Neuanfänge der Bibel: Eines Tages spricht Gott zu Abraham (damals noch Abram). Über seinen familiären Hintergrund erfahren wir mehr in Gen 11,27ff. Abram kannte Gott bis dahin nicht. Doch eines Tag offenbart Gott sich ihm. Bemerkenswert ist hier, dass Gott hier die Initiative ergriff. Es war die souveräne Gnade Gottes, die Abram rief.

Gott gibt Abram eine dreifache Verheißung: er soll zu einem großen Volk werden, er soll einen großen Namen bekommen und in ihm sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. Wir werden im Laufe des restlichen Buches Genesis bemerken, wie diese Verheißung schon teilweise erfüllt wird. Wir müssen allerdings auch beachten, dass diese großartige Verheißung vollumfänglich erst durch das Evangelium Jesu Christi erfüllt wird.

Abram reagiert auf Gottes Ansprache und Verheißung mit Gehorsam: „Da zog Abram aus, wie der Herr zu ihm gesagt hatte.“ (Gen 12,4). Es gab sicherlich Vieles, was Abram hätte hindern können. Doch er ließ sich nicht aufhalten, sondern gehorchte Gottes Ruf. Abram zeigt an dieser Stelle seinen Glauben an Gott, wie wir in Hebr 11,8 nachlesen: „Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er berufen wurde, an einen Ort zu ziehen, den er erben sollte; und er zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme.“

Allerdings war Abram auch nicht nur ein Glaubensheld, wie die Begebenheit in Gen 12,10ff zeigt. Auf der anderen Seite konnte er sich großzügig gegenüber Lot verhalten, als es zum Konflikt mit ihm kam (Gen 13).

Gen 15 ist ein besonders bemerkenswertes Kapitel! Erneut spricht Gott zu Abram, um seine Verheißungen zu wiederholen und zu konkretisieren: Ja, der hochbetagte Abram soll (mit seiner hochbetagten Frau) einen leiblichen Sohn als Nachkommen bekommen. Menschlich gesehen unmöglich. Und doch glaubt Abram Gott. Und Gott rechnet dies (diesen Glauben) ihm zur Gerechtigkeit. Hier haben wir eine äußerst tiefgründige Stelle vor uns, die schon im AT uns etwas sehr Wichtiges über das Wesen des rechtfertigenden Glaubens lehrt. Der schlichte Glaube an Gott – das Vertrauen auf ihn und sein Handeln – bringt uns mit Gott ins Reine. Am Besten liest man Röm 4 dazu, wo Paulus im Grunde diesen Vers entfaltet und erklärt. Im Fortgang von Gen 15 wird nun ein Bundeschluss berichtet: Abram soll Tiere zum Opfer bereiten. Doch bevor er sie Gott darbringen kann, fällt auf ihn ein tiefer Schlaf und Gott selbst schickt das Feuer für die Opfer (Gen 15,17): Der Bund ist durch Gottes Handeln selbst besiegelt. Einmal mehr wird deutlich, dass Gottes Bünde mit den Menschen stets auf seine Initiative und seinem Handeln gründen. Von sich aus, kann der Mensch sich niemals Gott nähern.

  1. Psalm 10

Dieser Psalm beginnt ganz unvermittelt mit einer Klage (V. 1-2). Nicht Lob, Dank oder Anbetung sind hier der Startpunkt (wie so oft, man vergleiche nur Ps 9), sondern tiefe Klage. Es gibt einfach Zeiten und Situationen, da kann man nicht anders: Die Klage muss ohne Umschweife raus. Wir sehen hier, dass das auch so in Ordnung ist. Was uns bewegt, das dürfen und sollen wir zu Gott bringen!

Offensichtlich machen dem Beter „Gottlose“ das Leben zur Hölle. In V. 3-11 beschreibt er das sehr anschaulich: Wie die Gottlosen ihr böses Spiel treiben – scheinbar ohne Konsequenzen fürchten zu müssen (V. 3-6). Ja, auch in diesen Tagen ist es ein Jammer ansehen zu müssen, wie oft in unserer Welt das Böse und Teuflische folgenlos bleibt – ja sogar noch zu (weltlichen) Erfolgen beiträgt. Der Beter klagt über die „Genialität“ oder „Professionalität“ der „Gottlosen“ (V. 7-10): Sie haben das Böse schon perfektioniert und führen es ohne Scham und mit Heimtücke aus. Der „Gottlose“ verlässt sich – scheinbar zu Recht – darauf, dass Gott sowieso nicht reagiert oder handelt (V. 11). Ist das nicht ein Eindruck, den man auch in unseren Zeiten oftmals haben kann?

Und doch weiß unser Beter, dass dem nicht so ist: V. 12 ist ein Wendepunkt à er fordert Gott zum Eingreifen auf. Allem Anschein zum Trotz ist Gott immer noch der Herr der Welt, der Allmächtige und Starke! Zu ihm dürfen wir beten und auf ihn dürfen wir hoffen. Allem Erfolg und Hochmut der Gottlosen zum Trotz dürfen wir in aller Not die Hoffnung festhalten, die auch Paulus hatte: „16 Bei meinem ersten Verhör stand mir niemand bei, sondern sie verließen mich alle. Es sei ihnen nicht zugerechnet. 17 Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Botschaft ausgebreitet würde und alle Heiden sie hörten, so wurde ich erlöst aus dem Rachen des Löwen.“ (2Tim 4,16-17)

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