Vertiefung Lesewoche 2 (10.-14. Januar 2022): 1Mose 6-9 + Psalm 1
Gleich zu Beginn begegnet und in 1Mose 6 eine rätselhafte Episode. „Gottessöhne“ ergriffen Besitz von den Töchtern der Menschen, wie sie wollten. Auch wenn es zu diesem Abschnitt unterschiedliche Ansichten gibt, so scheint mir doch am wahrscheinlichsten, dass es sich bei den Gottessöhnen um gefallene Engel handelt. Hiob 1,6 + 2,1 belegen, dass mit diesem Ausdruck Engel – und auch Satan selbst – bezeichnet wurde. In 2Petr 2,4-5 lesen wir folgendes: „4 Denn Gott hat selbst die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie mit Ketten der Finsternis in die Hölle gestoßen und übergeben, damit sie für das Gericht festgehalten werden; 5 und hat die frühere Welt nicht verschont, sondern bewahrte allein Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, mit sieben andern, als er die Sintflut über die Welt der Gottlosen brachte“ Für die gefallenen Engel gibt es folglich – anders als für uns Menschen – keine Möglichkeit der Erlösung. Sie sind verloren, wie auch im Judasbrief bestätigt wird (Jud 6). Sollte im Lichte dieser Tatsache nicht unsere Dankbarkeit unserem Erlöser gegenüber weiter wachsen?
Im Grunde liefern schon 1Mose 4-5 Gründe für die Sintflut. In 1Mose 6 werden die Ursachen nun offen benannt. Welche Gründe findest du im Text von 1Mose 6 dafür, dass Gott eine Sintflut schicken will? Inwiefern zeigt sich auch hier – trotz des angekündigten Gerichtshandeln Gottes – seine Gnade? Und in welcher Weise handelt Noah in diesem Abschnitt wirklich vorbildlich (beachte 1Mose 6,22)?
Kapitel 7,1-8,14 schildern nun die eigentliche Sintflut. Dem aufmerksamen Leser entgeht in diesen Versen nicht, dass die Bibel ausdrücklich von einer globalen Flut spricht (1Mose 7,4.21). Gott reinigt seine gute Schöpfung von allem Bösen, das die Menschen über sie gebracht haben. Nach der Sintflut gibt es einen echten Neubeginn – ja es gibt tatsächlich auffällige Parallelen zur Schöpfung. So gibt es erneut den Auftrag, die Erde zu füllen (1Mose 9,1) bzw. fruchtbar zu sein (1Mose 8,17). Was sonst noch auffällt, ist die Erlaubnis Gottes, dass die Menschen fortan Fleisch verzehren dürfen (1Mose 9,3), sowie die Erlaubnis (oder ist es eher eine Anordnung?) der Todesstrafe (1Mose 9,6). Aus letzterem spricht sicherlich die Hochachtung des menschlichen Lebens aus Gottes Sicht.
Besonders beachtlich ist natürlich der Bund, den Gott nach der Flut mit Noah schließt. Dies ist ein einseitiger Bund (Gnadenbund), in dem sich allein Gott der ganzen Menschheit auf ewige Zeiten hin verpflichtet: „Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit euren Nachkommen 10 und mit allem lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren des Feldes bei euch, von allem, was aus der Arche gegangen ist, was für Tiere es sind auf Erden. 11 Und ich richte meinen Bund so mit euch auf, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbt werden soll durch die Wasser der Sintflut und hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe.“ (1Mose 9,9-11) Ja, auch wir Menschen heute können das Zeichen dieses Bundes immer wieder am Himmel betrachten. Gott verpflichtet sich an dieser Stelle der Menschheit, obwohl sich trotz der Sintflut am Herzenszustand der Menschen nichts geändert hat. Bedenken wir, dass die göttliche Diagnose über das menschliche Herz nach der Sintflut die gleiche ist wie vor der Sintflut (vgl. 1Mose 6,5 bzw. 1Mose 8,21). Das zeigt uns zweierlei: erstens die atemberaubende Größe von Gottes Güte und Gnade! Und zweitens, dass die Sintflut nicht die Lösung war. Es braucht eine andere Rettung, um das Menschengeschlecht von ihrer Sünde und Bosheit zu befreien.
Der erste Psalm ist gewissermaßen die Einführung oder das Tor zum ganzen Buch der Psalmen. Es werden uns in diesen sechs Versen zwei Wege gegenübergestellt. Da ist der Weg der Frommen (V. 1-3), der Bestand hat und fruchtbar ist. Und da ist auf der anderen Seite der Weg der Gottlosen (V. 4-5), der vergänglich ist. Psalm 1 will uns motivieren, mit der Weisheit des Psalters – ja mit der Wegweisung der ganzen Schrift – den ersten Weg zu beschreiten, damit wir unser Leben vom „Herrn bekannt“ führen (V. 6).