Die Offenbarung hat als einziges apokalyptisches Buch im Kanon des NT sicherlich eine Sonderstellung. Manche finden dieses etwas rätselhafte und nicht ganz leichte Buch besonders faszinierend. Bei anderen wiederum fristet diese Schrift lediglich ein Schattendasein. Verfasser der Offenbarung ist der Apostel Johannes, der auf die Insel Patmos verbannt wurde (Offb 1,9) und dort den Inhalt dieses Buches empfing (Offb 1,1).
Wie können wir die Offenbarung nun verstehen? Es gibt im Wesentlichen drei verschiedene Auslegungsansätze:
Die Texte der Offenbarung werden als Symbole des geistlichen Konflikts durch das Zeitalter der Gemeinde gedeutet. Ausleger die nach dieser Methode arbeiten, sehen als den Hauptinhalt der Offenbarung den permanenten Kampf zwischen der Kirche und dem Bösen während des gesamten gegenwärtigen Zeitalters. Die Offenbarung soll während dieser Zeit den geprüften Gläubigen Trost und Mut geben.
Die Symbole in der Offenbarung beschreiben nach diesem Ansatz historische Ereignisse zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen Jesu.
Dieser Ansatz versteht fast alles in Kapitel 4-22 als endzeitlich. In den Kapiteln 4-22 werden zwar viele Bilder erkannt, aber man geht davon aus, dass die beschriebenen Gerichte wirklich in der Endzeit geschehen.
Offb 1,19 wird oft als Auslegungsschlüssel für die Offenbarung betrachtet: „Schreibe, was du gesehen hast, und was ist, und was geschehen soll danach.“
Die Zeiträume, Personen und Ereignisse, die in Offenbarung 4-22 vorkommen, sind real zu verstehen, auch wenn Gleichnisse und Metaphern benutzt werden. Wie im Alten Testament Prophetien über Zeiträume, Personen und Ereignisse reale Erfüllungen hatten, so erwartet man, dass die Prophetien der Offenbarung von Johannes in gleicher Art und Weise reale Erfüllungen haben.
Eine umfangreichere und kurz kommentiere Gliederung für die Offenbarung:
Johannes wird vom Geist ergriffen und in den Himmel geführt. Er sieht dort den allmächtigen Gott auf seinem Thron sitzend, wo er angebetet wird. Johannes sieht dort weiter ein versiegeltes Buch. Nur „das Lamm, das geschlachtet ist“, wird für würdig befunden, die sieben Siegel zu brechen und das Buch zu öffnen.
Johannes beschreibt was er sieht, als jedes der einzelnen Siegel vom Lamm geöffnet wird:
Bevor das siebte Siegel beschrieben wird, sieht Johannes zwei Visionen:
Die Öffnung des siebten Siegels bringt Stille im Himmel und führt die „sieben Posaunen“ ein.
Johannes sieht nun die Katastrophen die über die Erde kommen, wenn die Engel jeweils in die Posaunen blasen:
Vor der siebten Posaune kommt wieder eine Unterbrechung. Johannes sieht einen Engel mit einem Büchlein, das er verzehren soll (10,1-11) und zwei Zeugen, die weissagen, getötet werden und wieder auferstehen (11,1-14).
Die siebte Posaune (11,15-19) eröffnet das Lob Gottes für seinen Sieg und sein Gericht.
Johannes berichtet nun von sieben bedeutenden Ereignissen:
Eingefügte Vision: Die Botschaft der drei Engel 14,6-13
Johannes sieht ein weiteres Zeichen: sieben Engel mit sieben Plagen (15,1). Die über das Tier gesiegt haben, singen Gott Loblieder (15,2-4), als die Engel mit den Zornesschalen aus dem Tempel kommen (15,5-8):
Diese Visionen beschreiben und feiern den Sieg Gottes in der Welt. Seine Herrschaft, die Johannes in Kap. 4 bereits im Himmel gesehen hat, wird jetzt in der Welt und der zukünftigen Welt manifestiert. Johannes zeigt sowohl das Gericht über die Bösen, wie auch Belohnung der Gerechten.
IV. Epilog: Johannes wird versprochen, dass die Botschaft seiner Visionen vertrauenswürdig ist 22,10-21
Schlüsselvers: „Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“ (Offb 1,8)